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Pimperls Bude: Das Durcheinander im Fall CPI

Die Passiva der kollabierenden Immobiliengruppe streben Richtung 200 Millionen Euro, die Nachlassverwalter sind zerstritten.

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Ein Unternehmenskonstrukt aus rund 160 mehr oder weniger verbundenen Gesellschaften, teils bestehen Beteiligungen, teils wechselseitige Verpflichtungen, manche der Firmen sind vermögend und liquide, andere überschuldet und zahlungsunfähig. Noch hat niemand wirklich Durchblick, denn der, der ihn wohl hatte, ist Anfang April verstorben: Ernst Kreihsler, Gründer der Immobiliengruppe CPI. profil berichtete erstmals am

10. Juni über Ungereimtheiten in den CPI-Büchern, zwischenzeitlich sind vier Firmen insolvent, weitere werden folgen. Am

27. Juni wurde zunächst der Konkurs über die Wiener Gesellschaften CPI Beteiligungen GmbH (Passiva: 86 Millionen Euro), CPI Bauträger und Immobilienverwaltung GmbH (34 Millionen Euro) und CPI Hausverwaltung GmbH (3,4 Millionen Euro) eröffnet, tags darauf fiel die der CPI-Gruppe nahestehende Klagenfurter Capital Partners Management Services GmbH um (Passiva: 7,6 Millionen Euro). In den kommenden Tagen wird wohl auch die zentrale Konzernholding CPI Immobilien GmbH Konkursantrag stellen, was die Passiva Richtung 200 Millionen Euro treiben dürfte. Laut den Gläubigerschutzverbänden KSV 1870 und AKV handelt es sich bereits um die größte Insolvenz des Jahres – und sie schickt sich an, eine der größeren der österreichischen Wirtschaftsgeschichte zu werden, straf-und zivilrechtliche Schauplätze inklusive.

Nun ist es nicht so, dass in Kreihslers Nachlass keinerlei Aktiva vorhanden wären – an Dutzenden nicht insolventen CPI-Projektgesellschaften hängen weiterhin werthaltige Immobilien. Und doch werden einige Geldgeber am Ende mit leeren Händen dastehen – allen voran Investorinnen und Investoren aus Österreich und Deutschland, die – soweit erkennbar – über teils hochverzinste Anleihen, Genussrechte, Mezzanin-Kapital und direkte Beteiligungen mehr als 100 Millionen Euro in die Gruppe gepumpt haben. Demgegenüber sollen mehrere Gläubigerbanken (vorwiegend Sparkassen und Raiffeisenbanken) vergleichsweise entspannt sein. Ihre Finanzierungen sind grundbücherlich abgesichert.

Wie berichtet, deutet einiges darauf hin, dass Ernst Kreihsler bereits vor Jahren mit Zahlungsengpässen zu kämpfen hatte und immer neue Schulden machte, um alte zu bedienen. Daneben soll er aber auch Vermögenswerte in zweistelliger Millionenhöhe aus der CPI-Gruppe heraus in einen weiteren von ihm kontrollierten Unternehmensast verschoben haben.

Zusätzlich verkompliziert wird die Lage durch Auffassungsunterschiede zwischen den nun handelnden Personen. Nach Kreihslers Ableben hatte das Handelsgericht Wien zunächst den Immobilien-Sachverständigen Patrick Volkert als Notgeschäftsführer der CPI Immobilien GmbH eingesetzt, mit Gerd Konezny stand ein zweiter auf Abruf, ehe es zu Dissonanzen mit Kreihslers Verlassenschaftskurator Michael Lentsch gekommen sein soll. In weiterer Folge schied Konezny gleich wieder aus, auch Volkert musste die CPI-Leitung abgeben, wenngleich er einigen Gesellschaften der Gruppe als Geschäftsführer erhalten blieb. Die Geschäfte der CPI Immobilien GmbH (und weiterer Rechtsträger) führt nun Hans Michael Pimperl. Dieser war einst ein Geschäftspartner Kreihslers, was das Gesamtbild nicht notwendigerweise verbessert. „Ich habe noch keinen vollen Überblick, aber es ist offensichtlich, dass hier Malversationen passiert sind. Ein Problem ist, dass außer Ernst Kreihsler niemand einen Überblick hatte“, so Pimperl gegenüber profil.

Skurriles Detail: Der neue Geschäftsführer der faktisch insolventen CPI Immobilien GmbH ist seinerseits zahlungsunfähig. 2021 wurde gegen Hans Michael Pimperl vor dem Wiener Bezirksgericht Innere Stadt ein Konkursantrag gestellt, wenngleich mangels Kostendeckung bis heute keine Schuldenregulierung erfolgte. Pimperl bestätigt das, nennt darüber aber keine Details. Laut dem Informationsdienstleister Compass hat der Geschäftsmann derzeit übrigens 125 aktive Funktionen in österreichischen Firmen.

Dass Gesellschaften der Immobiliengruppe nun von einem Mann abgewickelt werden sollen, der selbst nicht solvent ist, stößt bei den mittlerweile zahlreichen Anlegeranwälten nicht auf ungeteilten Zuspruch. Einer von ihnen ist Ingo Kapsch: „Nach den mir erteilten Informationen dürfte ein zweistelliger Euro-Millionenbetrag ohne Rechtsgrundlage abgeflossen sein. Da braucht es jetzt größtmögliche Transparenz. Bei einem Geschäftsführer, der mehr als 120 Funktionen und zugleich ein mangels Vermögen abgewiesenes Schuldenregulierungsverfahren mit sich herumträgt, muss die Frage erlaubt sein, ob er zuverlässig und damit geeignet für seine Funktion ist.“

Michael   Nikbakhsh

Michael Nikbakhsh

war bis Dezember 2022 stellvertretender Chefredakteur und Leiter des Wirtschaftsressorts.

Stefan   Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ).