Mark Zuckerberg bei der Präsentation der Facebook-Währung "Libra"

profil-Morgenpost: Was hat Facebook mit "Libra" vor?

Vertreter klassischer Medien haben ja ein relativ klar umrissenes berufliches Betätigungsfeld – das

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Vertreter klassischer Medien haben ja ein relativ klar umrissenes berufliches Betätigungsfeld – das da wäre: Recherchen anstellen, Artikel verfassen, Beiträge gestalten. Bei neuen Medien hingegen ist die Sache nicht so klar. Facebook zum Beispiel verkündet gerade den Plan, eine neue Währung einzuführen. Warum, das versteht eigentlich keiner. Vermutlich will Facebook den Banken ein paar Marktanteile abluchsen. Offiziell heißt es, man wolle mittels der so genannten Blockchain-Technologie Geldtransaktionen über weite Entfernungen erleichtern. "Libra" soll das Krypto-Geld jedenfalls heißen und schon ab kommendem Jahr einsatzfähig sein.

Während das Facebook-Projekt eher nebulös bleibt, verfügt eine andere – weit unbekanntere – Social-Media-Plattform aus New York zumindest über ein klares Geschäftsmodell. "Steemit" heißt sie. Der durchaus interessante Grundgedanke: Wer auf Steemit viele "Likes" und andere Wohlgefallensbekundungen kassiert, dem werden automatisch Einheiten einer Krypto-Währung gutgeschrieben, die eigens bei Steemit für diesen Zweck generiert werden. Sie heißt "Steem Dollars". Hat man diese Steem Dollar einmal verdient, kann man sie tatsächlich in echtes Geld umtauschen. Ein Steem-Dollar ist derzeit 1,02 US-Dollar wert.

Klingt nach einem faszinierenden Geschäftsmodell, aber auch nach einem fragwürdigen. Immerhin wird bei Steemit wohl nur noch geschrieben, was unmittelbar finanzielle Früchte trägt. Wer allerdings Steemit im Internet ansurft, stellt fest: Die nette Idee mit den Instant-Boni führt nicht automatisch zu glanzvollen Texten. Eher im Gegenteil: So beinhaltet ein vielgeklickter Artikel (er hat bereits stolze 105,65 Steem Dollars abgeworfen) lediglich eine paar maue Ausführungen zur – erraten! – der neuen Facebook-Währung "Libra". Ein anderer vielgelesener Eintrag handelt kurioserweise davon, wie man sich vor den grassierenden Online-Betrügereien auf Steemit schützen kann.

Angesichts solcher ernüchtender Experimente versprechen wir: Wir bei profil arbeiten vorerst nicht an der Herausgabe neuer Währungen, sondern recherchieren weiterhin die rätselhaften Flüsse der alten. Hier gibt es ohnedies jede Menge Berichtenswertes. Im Gefolge der Ibiza-Affäre beispielsweise durchleuchtet die Korruptionsstaatsanwaltschaft neuerdings ein mutmaßliches System verbotener Parteispenden in Richtung FPÖ (Jakob Winter und ich berichten auf Seite 14). Oder: Bei der soeben gescheiterten türkis-blauen Regierungskoalition flossen großzügig die PR-Ausgaben, wie sie Christina Pausackl auflistet (Seite 21).

In diesem Sinne: Ein frohes (Weiter-)Lesen, auch am Feiertag!