Wirtschaftsquiz: Hätten Sie’s gewusst?

Wirtschaftsquiz: Hätten Sie’s gewusst?

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Sie halten eine Gewinnwarnung grundsätzlich für eine gute Nachricht? Sie verspüren Unbehagen, sobald Sie zusammengesetzte Hauptwörter mit dem Stamm „Wirtschaft“ lesen? Die Wirtschaftsnachrichten im Fernsehen nutzen Sie üblicherweise für eine Pinkelpause, und in den Tageszeitungen überblättern Sie prinzipiell die entsprechenden Seiten? Wie kommt es dann, dass Sie bis hierher gelesen haben?

Sei’s drum. Wenn Sie schon einmal da sind: Sorgen Sie sich nicht! Sie sind nicht allein. Die Industriellenvereinigung erhob vor einiger Zeit, wie es um das Interesse der Österreicher an Wirtschaft bestellt ist. Das Ergebnis? Ernüchternd. Lediglich 20 Prozent konnten dem Thema etwas abgewinnen. Gerade einmal ein Prozent schätzt das eigene Wissen als hoch ein. Immerhin drei Viertel der Befragten waren der Ansicht, dass die Bevölkerung besser über Wirtschaft Bescheid wissen sollte.

Ist es normal, dass nur eine kleine Minderheit in der Lage ist, jene wirtschaftlichen Dynamiken, die unsere Gesellschaft prägen, nachzuvollziehen?

Betrachtet man die diversen Studien, scheint das durchaus so zu sein. Die Österreicher schneiden dabei immer nur unterdurchschnittlich ab.

Wie funktionert ein Hedgefonds oder die EZB?

Die Zehntausenden Schüler, die dieser Tage die Zentralmatura abgelegt haben, mögen zwar Texte von Patrick Süskind interpretieren und mit Vektoren rechnen können. Sie müssen aber vermutlich passen, wenn sie erklären sollen, wie ein Hedgefonds funktioniert oder welche Auswirkungen die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank hat. Der Großteil wird zwar die höhere Reife attestiert bekommen, wird aber die Schulen – man muss es so sagen – als ökonomische Analphabeten verlassen. „Wie gut Kinder und Jugendliche über wirtschaftliche Themen Bescheid wissen, hängt von zwei Faktoren ab“, sagt Bettina Fuhrmann, Wirtschaftspädagogin an der WU Wien: „Ist es zu Hause ein Thema, und wie intensiv machen es die Lehrer zum Thema? Die empirischen Ergebnisse zeigen, dass es nicht zu gelingen scheint, bereits in der Schule die Grundlagen einer Wirtschaftsbildung zu vermitteln.“

Dabei treffen auch Jugendliche täglich eine Vielzahl ökonomischer Entscheidungen. Mehr und wichtigere als es die Elterngeneration in diesem Alter getan hat. Sie kaufen nicht nur das Pausenbrot am Schulbuffet, sondern verfügen meist schon am Ende der Schulpflicht über eigene Bankkonten und müssen mit den Kosten für ihre Smartphones klarkommen. Wirtschaftsbezogene Inhalte sind zwar bereits im Lehrplan für Sachunterricht an der Volksschule enthalten, nehmen aber nur eine untergeordnete Rolle ein. An den AHS fällt ökonomische Bildung in das Fach Geografie und Wirtschaftskunde. Die Lehrer haben jedoch ziemlich freie Hand, ob und wie viel Wirtschaft sie durchnehmen. Meist eher wenig. Weil sie sich selbst nicht firm genug fühlen. „Betrachtet man die Studienpläne für dieses Lehramtsstudium, entfallen im Schnitt nur rund 20 Prozent auf die Wirtschaftskunde“, erklärt Fuhrmann.

Was wirklich jeder über Wirtschaft wissen sollte

An den Berufsbildenden Höheren Schulen finden sich zwar Gegenstände wie Rechnungswesen, Betriebs- und Volkswirtschaftslehre, aber deren Absolventen schneiden in Sachen Wirtschaftswissen nur geringfügig besser ab als ihre Kollegen an den Gymnasien. „Wirtschaftliche Fragestellungen bleiben für viele sehr abstrakt. Sie erkennen den vielfältigen Bezug zu ihrem eigenen Leben nicht“, meint Fuhrmann.

Das wäre aber dringend geboten: Schon jetzt ist ein Viertel aller Personen, die den Weg zur Schuldnerberatung antreten, unter 25 Jahre alt.

Und aus den ahnungslosen Jugendlichen werden erwachsene Anleger, die sich über Verluste beklagen, nachdem sie sich von scheinbar lukrativen, aber offensichtlich dubiosen Investments haben blenden lassen. Aus den ahnungslosen Jugendlichen werden aber auch Wähler, die nur schwer politische Entscheidungen abschätzen können, wenn die ökonomische Grundbildung fehlt. Wir haben Unternehmer, Ökonomen und Manager gefragt, was wirklich jeder über Wirtschaft wissen sollte: Testen Sie sich selbst!

Christina   Hiptmayr

Christina Hiptmayr

war bis Oktober 2024 Wirtschaftsredakteurin und Moderatorin von "Vorsicht, heiß!", dem profil-Klimapodcast.