Die RBI steht wegen ihres anhaltenden Russland-Geschäfts seit Kriegsbeginn in der Kritik.
Russland

RBI schreibt erste Kredite von gefallenen Soldaten ab

Die Russlandtochter der Raiffeisenbank International schrieb erste Kredite für im Krieg gefallene Soldaten ab.

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Die russische Tochter der österreichischen Raiffeisenbank International (RBI) hat profil-Informationen zufolge nun die ersten Kredite von im Krieg gefallenen russischen Soldaten abgeschrieben. Diese haben einen Gesamtwert von umgerechnet 70.000 Euro, wie die RBI auf Nachfrage mitteilte. Um wie viele Kreditnehmer es sich dabei handelt, also die Anzahl der gefallenen Soldaten, wird nicht kommuniziert. Von der geringen Kreditsumme auf die Anzahl der Kreditnehmer zu schließen, ist aber kaum möglich. Bei den meisten Darlehen handelt es sich um kleinere Konsumkredite und Micro-Kredite etwa für Haushaltsgeräte oder kleinere Anschaffungen.

Wie alle in Russland tätigen Banken ist die RBI gesetzlich verpflichtet, russischen Soldaten einen vollständigen Zahlungsaufschub, also ein Kreditmoratorium, zu gewähren. "Die Umstrukturierung erfolgt in Form eines vollständigen Zahlungsaufschubs (keine Ratenzahlung) für den Zeitraum der Mobilisierung plus 30 Tage. Auf der Grundlage desselben Gesetzes werden die Kredite im Todesfall abgeschrieben", heißt es dazu auf Nachfrage. 

Kritik an Russland-Geschäft

Die RBI steht wegen ihrer anhaltenden Russland-Geschäfte in der Kritik (profil berichtete) und die Rufe nach einem Ausstieg, auch seitens der Anleger, werden lauter. Die Bank ist seit 1990 in Russland tätig und ist das zehntgrößte Institut im Land. Aktuell beträgt das Kreditvolumen dort 8,99 Milliarden Euro, wobei es zuletzt um 30 Prozent sank. 9,8 Millionen Euro davon fallen unter das Moratoriumgesetz. 

Bei der Hauptversammlung Ende März erklärte RBI-Chef Johann Strobl, dass man sich nun auf Transaktionen konzentriere, die zum Russland-Ausstieg der RBI führen. Einen Zeitplan dafür nannte Strobl aber nicht. Realistische Szenarien sind eine Abspaltung des Russland-Geschäfts oder ein Verkauf der dortigen Tochterbank. Letzteres müsste Russlands Präsident Wladimir Putin per Dekret persönlich absegnen. Und man müsste einen Käufer finden, der nicht vom Westen sanktioniert ist.

Russland ist seit Jahren die Cash-Cow der RBI. 2022 entfielen 2 Milliarden des Konzerngewinns von insgesamt 3,6 Milliarden Euro auf das Russlandgeschäft. Wegen der von der dortigen Notenbank verhängten Kapitalverkehrsbeschränkungen muss dieses Geld aber vorerst in Moskau bleiben.

 

Marina Delcheva

Marina Delcheva

leitet das Wirtschafts-Ressort. Davor war sie bei der "Wiener Zeitung".