Domino-Effekte: Immer mehr Signa-Gesellschaften schlittern in die Insolvenz.
Insolvenz

Signa: Panikstimmung in der Immo-Branche

Die wankende Signa-Gruppe braucht dringend Geld, während ein Teil nach dem anderen in die Insolvenz schlittert. Investoren zögern aber, und drohende Panikverkäufe könnten Verwerfungen auf dem gesamten Immobilien- und Finanzmarkt auslösen.

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Seit einigen Wochen streifen im noblen Wiener Hotel Park Hyatt potenzielle Investoren und mögliche Käufer durch die schicke Lobby und die Gänge des Fünf-Sterne-Baus am Hof im 1. Wiener Gemeindebezirk. Das Gebäude beherbergte im 19. Jahrhundert den Hofkriegsrat, also die oberste Militärbehörde der Habsburgermonarchie. Später wurde es zur Zentrale der Österreichischen Länderbank, aus der auch die Bank Austria AG, inzwischen UniCredit Bank Austria, hervorging. Heute ist das prunkvolle Gebäude ein Nobelhotel und gehört zum Portfolio der Signa Prime Selection, in der die Luxusimmobilien der weitverzweigten und jetzt unter Druck geratenen Signa-Gruppe gebündelt sind.

Wer hier residiert, bezahlt zwischen 650 und 11.000 Euro die Nacht. Die Geschäfte laufen gut, für die Gäste des Hauses spielen Inflation und Energiekrise eine eher untergeordnete Rolle. Das Hyatt ist eine Top-Liegenschaft und ein gutes Investment. Und es soll – wie auch andere Signa-Immobilien – unter den Hammer kommen, wie es seit Wochen aus dem Umfeld der Signa und der Hotelbetreiber heißt. Signa braucht Geld. Die Signa Holding GmbH – quasi der Oberbau der Gruppe, der die wesentlichen Firmenbeteiligungen verwaltet – hat vergangene Woche Insolvenz angemeldet. Die Liquidität ist auch in anderen Signa-Gesellschaften knapp, viele Baustellen stehen still, weil Signa seine Auftragnehmer gerade nicht zahlen kann.

Für potenzielle Investorinnen und Käufer sind das eigentlich trotz hoher Zinsen ideale Bedingungen, um hochwertige Immobilien zum Rabattpreis zu ergattern. Allein beim Zuschlagen zögert man. „Es gibt schon Investoren, die sich in Stellung bringen“, sagt ein Immobilienexperte aus einer jener heimischen Großbanken, die Kredite an Signa vergeben haben. Aufgrund der Sensibilität des Themas bleibt er auf eigenen Wunsch anonym. In der Branche dominieren jetzt zwei Fragen die Kaufentscheidung: Bekomme ich die Immobilien in einigen Wochen womöglich billiger? Und was passiert, wenn noch eine Signa-Gesellschaft in die Insolvenz rutscht?

Marina Delcheva

Marina Delcheva

leitet das Wirtschafts-Ressort. Davor war sie bei der "Wiener Zeitung".