Signa: Sanierer schmettert fast alle Forderungen ab
0,93 Prozent sind nicht viel. Von insgesamt 8,613 Milliarden Euro an Forderungen, die Gläubiger der insolventen Signa Holding bisher angemeldet haben, hat Insolvenzverwalter Christof Stapf vorläufig nur 80,3 Millionen Euro davon anerkannt. Das sind eben 0,93 Prozent der Forderungen. Stapf hat am Montag bei der Gläubigerversammlung seinen Bericht zur Prüfungstagsatzung vorgelegt.
Pikant und für die restlichen Insolvenzen im Signa-Reich von Bedeutung ist: Alle sogenannten Intercompany-Forderungen werden nicht anerkannt. Also Forderungen von anderen Signa-Gesellschaften (wie etwa der Signa Prime oder der Development) sollen aus Sicht des Sanierers vorerst nicht bedient werden. Es geht um etwa 1,6 Milliarden Euro.
Von den 80,6 Millionen entfallen außerdem 33 Millionen auf Honorarforderungen. Solche hat auch Alfred Gusenbauer - Aufsichtsratsschef der Signa Prime und Signa Development und ehemals im Beirat der Signa Holding – gestellt. Er fordert von den mittlerweile insolventen Signa Holding, Signa Prime und Signa Development in Summe über 6 Millionen Euro an Beratungsleistungen. Profil berichtete.
Zumindest bei der Signa Holding dürfte er damit vorläufig abgeblitzt sein, wie profil aus Unternehmenskreisen erfuhr. „Vorläufig“ bedeutet, dass nun die Gläubiger zwei Monate Zeit haben, ihre abgelehnten Forderungen zu bestreiten.
Sie können also fehlende Unterlagen nachreichen, klagen oder Sanierungsverwalter Christof Stapf persönlich davon überzeugen, ihre Gläubigeransprüche doch noch anzuerkennen. Es ist also mehr als wahrscheinlich, dass die anerkannten Forderungen noch um die eine oder andere Million steigen.
Als Basis für die Gläubigerquote am Ende gelten übrigens nur die anerkannten Forderungen, also bisher lediglich 80,3 Millionen Euro.
Schlampige Unterlagen
Von den rund 8,6 Milliarden Euro entfallen allein rund 5,1 Milliarden Euro auf Haftungsansprüche, großteils aus Garantien und Patronatserklärungen. Viele Forderungen wurden äußerst spät oder erst nach Ablauf der Anmeldungsfrist eingebracht, heißt es in der Aussendung des Insolvenzverwalters Christof Stapf.
Etwa ein Drittel der Forderungen sei ohne Vorlage der relevanten anspruchsbegründenden Unterlagen und teilweise sogar ohne die konkrete Darlegung der anspruchsbegründenden Tatsachen bei Gericht eingereicht worden. „Es wird an den Gläubigern liegen, die für eine ordnungsgemäße Bearbeitung der Forderungsanmeldungen erforderlichen Unterlagen über das Insolvenzgericht zur Verfügung zu stellen“, wird Insolvenzverwalter Christof Stapf in einer Aussendung zitiert.
Zwei Schiedsklagen von Seiten Mubadala (VAE) und AM1 (Al Mirqab Capital, Katar) auf die Zahlung von 713 beziehungsweise 296 Millionen Euro sind weiter anhängig; profil berichtete exklusiv. Die Signa Holding hat aufgrund der Insolvenz die Unterbrechung beider Verfahren beantragt.