René Benko

Signa: Schoeller-Angebot noch nicht vom Tisch

Erst kürzlich hat die Gläubigerversammlung der insolventen Signa Prime ein Kaufanbot der deutschen Industriellenfamilie Schoeller für vier Luxus-Immobilien der Gruppe abgelehnt. Jetzt wird offenbar weiterverhandelt.

Drucken

Schriftgröße

Es ist ein Nein mit Verhandlungspotenzial. Nachdem die Gläubiger der Signa Prime das erste Kaufanbot der deutschen Schoeller Group abgelehnt haben, vier Luxusimmobilien gleich im Paket zu kaufen, wird jetzt offenbar weiterverhandelt. Das erfuhr profil aus Investoren-Kreisen und aus dem Umfeld des Managements der Signa Prime. Ganz vom Tisch ist der Verkauf der österreichischen Luxusimmobilien Park Hyatt, Goldenes Quartier, Kaufhaus Tyrol und das Gebäude auf der Wiener Freyung, in dem der Verfassungsgerichtshof Mieterin ist, an Schoeller nicht. Auch wenn die Gläubigerversammlung dem ersten Angebot nicht zugestimmt hat.

Zur Erinnerung: Aus Sicht des Managements hatte Schoeller aus insgesamt 37 Angeboten das beste Angebot für den Erwerb der Signa Prime Assets GmbH gelegt – und zwar nicht nur, was den Kaufpreis betreffe, sondern auch strukturell. Denn die Schoeller Group hat im Juni 2023 Signa Prime einen Kredit von 200 Millionen Euro gewährt. Die Gruppe kämpfte zu diesem Zeitpunkt schon mit massiven Liquiditätsschwierigkeiten. Im Gegenzug sicherte sich Schoeller ein Pfandrecht an der Signa Prime Capital Invest GmbH, die wiederum Anteile an Liegenschaften wie dem halbfertigen Elbtower in Hamburg, am Lamarr in Wien und am KaDeWe hält.

Schoeller hat nun angeboten, nicht nur die vier Luxusimmobilien zu kaufen, sondern auch die deutschen Assets freizugeben, also das Pfandrecht abzuziehen. Denn solange die Objekte durch ein Pfandrecht belastet sind, lassen sie sich kaum verwerten. 

Mehr Geld und Rechtsunsicherheit

Dass den Gläubigern dieses Angebot nicht reichte, hat drei Gründe: Für die Liegenschaften in Top-Lage lässt sich vielleicht mit ein bisschen mehr Vorlaufzeit ein höherer Preis erzielen. Sollten die Zinsen ab dem zweiten Halbjahr tatsächlich wieder sinken, könnte das den eingeschlafenen Immobilienmarkt etwas beleben. Die Frage ist auch, ob die anderen Bieter preislich nachziehen wollen und Schoeller überbieten. Theoretische könnte das Management auch beschließen, die drei Höchstbietenden zu einer eigenen Bieterrunde einladen, in der sie ihre Angebote nachbessern können. 

Der dritte Grund ist auch juristisch heikel. Einige Gläubiger stellen infrage, ob das Pfandrecht wasserdicht ist und auch vor Gericht hält. Sie wollen nun wissen, wer genau den Vertrag verhandelt hat. Unter welchen Bedingungen. Wie schlecht es um die Signa zum damaligen Standpunkt wirklich stand. Ob und welche Unternehmens-Informationen Schoeller zum damaligen Zeitpunkt bekommen hat. „Es würde sicherlich helfen, wenn das Management hier ein bisschen offener und transparenter kommuniziert“, sagt ein Insider. 

All diese Fragen ließen sich notfalls auch in langwierigen juristischen Auseinandersetzungen beantworten. Zeit hat das Signa-Management aber nur bedingt. Zum einen blockiert das Pfandrecht die Verwertung der Assets. Wobei hier ein anderer Investor Schoeller auch einfach rauskaufen könnte. Hinzu kommt, dass Signa allein für diese vier Luxusimmobilien Zinsen in der Höhe von 60 Millionen zahlen muss, und zwar in einem Jahr. Außerdem stehen diese vier und weitere Signa-Assets eigentlich schon seit einem Jahr zum Verkauf. Die Immobilien zu lange zu halten und auf höhere Preise zu spekulieren, muss also nicht zwingend zu einem besseren Ergebnis führen.

„Dass in der aktuellen Situation das erste Angebot abgelehnt wird, war zu erwarten. Jetzt wird weiterverhandelt und es ist gut möglich, dass Schoeller noch etwas nachbessert“, sagt eine mit dem Fall vertraute Person zu profil. Am 18. März entscheiden die Gläubiger über den Sanierungsplan der Signa Prime und der Signa Development. Gut möglich, dass die Gläubiger davor auch einfach keine weitreichenden Verkaufsentscheidungen fassen wollten.

Marina Delcheva

Marina Delcheva

leitet das Wirtschafts-Ressort. Davor war sie bei der "Wiener Zeitung".

Stefan   Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). 2022 wurde er mit dem Prälat-Leopold-Ungar-Journalist*innenpreis ausgezeichnet.

Anna  Thalhammer

Anna Thalhammer

ist seit März 2023 Chefredakteurin des profil. Davor war sie Chefreporterin bei der Tageszeitung „Die Presse“.