„Wir streiten eine Menge“
profil: Nach etwas mehr als einem Jahr als Vorstand der Telekom Austria: Was ist Ihr Resümee? Wo waren Sie erfolgreich? Wo nicht? Plater: Wir konnten die Performance steigern, hatten wachsende Erträge, haben die Profitabilität verbessert und eine Rekordkundenzahl erreicht. Das freut mich sehr, aber es gibt noch eine Menge zu tun. profil: Woran sind Sie gescheitert? Plater: Ach, man scheitert ständig. Wer nie scheitert, hat nie etwas versucht. profil: Woran konkret sind Sie gescheitert? Plater: Ich habe zu spät realisiert, dass wir mit der Digitalisierung unseres Portfolios spät dran sind. Es hat ungefähr acht Monate gedauert, bis ich gemerkt habe, dass wir einen radikalen Innovationssprung brauchen, um das aufzuholen.
Ich lese das meiste auch nur in der Presse. Es gibt kaum Informationen, die ich dem hinzufügen könnte.
profil: Abgesehen davon wird das Unternehmen derzeit von erheblichen Turbulenzen gebeutelt: Der Betriebsrat schäumt und hat eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung beantragt. Was ist da los in der Telekom? Plater: Ich lese das meiste auch nur in der Presse. Es gibt kaum Informationen, die ich dem hinzufügen könnte. Für Ablauf und Einberufung einer Sonderaufsichtsratssitzung gibt es ein Protokoll, dem wir folgen. profil: Sie wissen natürlich, dass den Betriebsrat die Sorge um eine mögliche Umwandlung der Telekom-Tochter A1 von einer Aktiengesellschaft in eine GmbH umtreibt. Plater: Wir suchen ständig nach Wegen, wie wir Führung und Organisation des Unternehmens verbessern können. Nicht nur bei diesem Thema. Wir müssen die Kommunikation aufrechterhalten. Mit all unseren Stakeholdern.
profil: Wie weit sind diese Pläne schon fortgeschritten? Plater: Eine etwaige Veränderung der Organisation, der Führung oder der strategischen Ausrichtung des Unternehmens werden wir im Aufsichtsrat extensiv diskutieren. Mehr kann ich dazu nicht sagen. profil: Welche Vorteile hätte eine Umwandlung von A1 in eine GesmbH? Plater: Ich kenne zu wenig Details, um Ihnen eine korrekte Antwort über die Pros und Contras zu geben. profil: Fürchten Sie, dass die Belegschaftsvertreter ihre Drohung wahr werden lassen und es zum Streik kommt? Plater: Ich hoffe nicht. Bisher hatten wir einen sehr guten Dialog. Ich hoffe, wir können das ausdiskutieren und die Probleme lösen. Wir legen hier großen Wert auf soziale Verantwortung. So konnten wir etwa die Ergebnisse steigern, ohne dass dies zu Lasten der Mitarbeiter ging.
Dominant? Ich denke nicht, dass ich das bin.
profil: Allerdings gab es seit Ihrem Amtsantritt einen regelrechten Exodus an Führungskräften. Diese sollen mit Ihrem dominanten Führungsstil nicht zurechtgekommen sein. Plater: Dominant? Ich denke nicht, dass ich das bin. Und natürlich haben Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Das ist völlig normal. Die einen gehen, die anderen kommen. profil: Auch Ihr Verhältnis zu A1-Chefin Margarete Schramböck soll höchst problematisch sein. Plater: Sie ist eine großartige Managerin und eine sehr starke Frau. Das ist auch nötig. Sie ist ein Mensch mit enormer Energie und hat keine Angst, Entscheidungen zu treffen. Um ehrlich zu sein, eigentlich ist sie wie ich. profil: Also alles eitel Wonne? Plater: Manchmal ist es ein bisschen schwierig, aber so ist das eben, wenn man ein diversifiziertes Team hat. Ich brauche diese unterschiedlichen Sichtweisen. Und natürlich streiten wir. Wir streiten eine Menge, aber das ist gut.
profil: Es gibt auch immer wieder Ablösegerüchte um Ihre Person. Plater: Sie wissen, diese Jobs sind schwierig zu behalten. Aber ich habe die volle Unterstützung der Eigentümer und keine Pläne, zu übersiedeln. Schließlich will ich auch meine Kinder nicht wieder aus ihrem Umfeld herausreißen. profil: América Móvil will expandieren, die Republik will jedoch nicht mitziehen. Die österreichischen Eigentümer tragen sich indes mit dem Gedanken, A1 aus der Telekom-Gruppe herauszulösen. Wie finden Sie Ihren Weg zwischen diesen Fronten? Plater: Das ist eine sehr gute Frage, ich wünschte, ich hätte eine Antwort. Aber das sind Themen, die müssen Sie mit den Eigentümern besprechen. profil: Meinen Informationen zufolge fand heute im Finanzministerium eine Krisensitzung statt, an der auch América-Móvil-Manager Carlos Garcia Moreno und Alejandro Cantu Jimenez teilgenommen haben. Thema: die Herauslösung von A1. Haben Sie Kenntnis über den aktuellen Stand dieser Verhandlungen? Plater: Leider nein.