TikTok, die neue Spendenplattform?
„Verwende jetzt diesen Filter, um für Kinder in Gaza zu spenden“ – TikTok-Userinnen und User wird dieser Satz wahrscheinlich bekannt vorkommen. Videos, in denen dazu aufgerufen wird, mit Likes, Kommentaren und der Verwendung von Effekten wie Filtern Geld zu spenden, gehen besonders während der Weihnachtszeit und seit Beginn des Kriegs in Gaza viral.
Wassermelonen-Filter für Gaza
Begonnen hat alles mit einem Video der amerikanischen TikTokerin und Grafikdesignerin Jourdan Johnson. Die Amerikanerin hat nach dem Terroranschlag der Hamas und der darauffolgenden militärischen Reaktion Israels einen Wassermelonen-Filter erstellt, der bald danach die TikTok-Timelines eroberte.
Zur Erklärung: Wassermelonen stehen aufgrund ihrer Farben – schwarz, rot, grün und weiß – sinnbildlich für die Palästina-Fahne. Das Symbol hat seinen Ursprung im Sechstagekrieg 1967, als Israel die Verwendung der palästinensischen Flagge in besetzten Gebieten verbot. Die Wassermelone wurde zum Zeichen der Rebellion – doch was hat das jetzt nochmal mit einem TikTok-Filter zu tun?
Der TikTok-Algorithmus steht im Verdacht, politische Inhalte zu benachteiligen. Mit dem Wassermelonen-Filter und der Verwendung von Wassermelonen-Emojis lässt sich der Algorithmus austricksen.
TikTok bezahlt Influencer
Es mag absurd klingen, doch es ist tatsächlich möglich, mit Filtern echtes Geld zu verdienen. TikTok nennt das die „Effect Creator Rewards“ , eine Art Belohnung für die Entwickler von Filtern, die man über Videos legen kann. Wer sich für das Programm qualifizieren will, muss mehrere einige Kriterien erfüllen. Neben einem Mindestalter kommen auch nur gewisse Regionen auf der Welt für den Reward in Frage, Österreich ist nicht dabei. Außerdem sollte man bereits veröffentlichte Effekte vorweisen können, die von mindestens tausend User:innen verwendet wurden.
Durch das Programm können TikTok-Influencer laut der Plattform bis zu 14.000 US-Dollar einnehmen - vorausgesetzt, ihr Filter wird innerhalb der ersten 90 Tage häufig genug verwendet. Die Einnahmen werden jedoch nicht gespendet, sondern gehen an die Erfinder selbst.
„Wofür sie die Rewards nutzen, steht ihnen frei“ , betont Maximilian Jax, Projektleiter von Saferinternet.at gegenüber profil. Eine Garantie dafür, dass die Gelder in Gaza, in Israel oder in der Ukraine ankommen, gibt es nicht. Ratsam sei es, sich den Account genau anzusehen, um zu überprüfen, wie vertrauenswürdig die Person erscheint.
Keine Garantie
Im Fall vom Wassermelonen-Filter zeigte die Creatorin Jourdan Johnson in darauffolgenden Videos, wie sie das Geld - sie erreichte den Maximalbetrag von 14.000 Dollar – auf ihr Konto überwiesen bekam und an Ärzte ohne Grenzen sowie an einen Anbieter, der in Gaza eSIM-Karten verkauft, weiterleitete.
Unabhängig überprüfen lässt sich das freilich nicht. Der sicherste Weg, um zu spenden, ist und bleibt, das Geld direkt an Hilfsorganisationen zu überweisen. Dabei können Social Media-Plattformen durchaus behilflich sein – auf Instagram kann man über Spendenaufrufe verifizierter Organisationen, wie der Caritas, Amnesty International oder Ärzte ohne Grenzen, direkt in der App spenden.