Konjunktur

Tourismus in Österreich: Trotz Rekordzahlen kein Allheilmittel für die Wirtschaft

Der Tourismus boomt trotz massiver Wirtschaftsflaute. Arbeitnehmer aus krisengebeutelten Branchen wechselten zuletzt in Hotels und Gastronomie. Das heimische Wirtschaftswachstum wird das nicht retten. Denn Nächtigungsrekorde spülen nicht zwangsläufig mehr Geld in die Kassen.

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60 Torten und Kuchen bietet Herbert Rettenwender in seiner schmucken Konditorei im Salzburger Tourismusort Filzmoos an. „Alle nach Omas Rezept“, sagt er stolz. Es gibt Klassiker wie Bananenschnitte und Mohnkuchen. Und auf Bestellung Einhorntorten oder mit frischen Blumen dekorierte Naked Cakes für Hochzeiten, Geburtstage oder einfach so. Dabei ist Herr Rettenwender eigentlich Elektriker. Jahrelang war er für die Gebäude- und Straßenbeleuchtung in der Pongauer Gemeinde Wagrain zuständig. Und streng genommen ist er das noch immer ein Mal in der Woche. Sicher ist sicher.

Aber vor ein paar Jahren machte er sich selbstständig. Er kaufte in Filzmoos ein Grundstück, auf dem er heute mit seiner Frau die Konditorei Hirschenau und Apartments für Touristen betreibt. „Ich habe einfach immer gerne Kuchen gebacken“, erzählt er. „Die Vermietung und das Hotel kamen dazu.“ Vor drei Jahren kaufte die Familie das benachbarte Hotel. Und heute sind die Rettenwenders eine der zahlreichen Hoteliersfamilien in Filzmoos. Die Buchungslage ist bestens, in den Semesterferien waren die Zimmer und Apartments durchgehend belegt. Der ganze Ort ist voller Touristen, heimische wie ausländische. „Es ist ein sehr guter Winter. Und es gibt kein Jännerloch mehr, wir sind komplett ausgebucht“, sagt Rettenwender.

Die gute Nachricht ist: Im heimischen Tourismus läuft es deutlich besser als in vielen anderen Branchen, wie in der Industrie, am Bau oder im Handel. Was die Nächtigungszahlen anbelangt, war 2024 ein Rekordjahr. Die schlechte: Um die Konjunktur wiederzubeleben, reicht das aber nicht. Dafür ist der Sektor schlicht zu klein. Auch im Tourismus knabbern die gestiegenen Kosten für Energie, Lieferanten und Personal an den Gewinnen und an der Wertschöpfung. Und mehr Touristen geben nicht zwangsläufig mehr Geld aus.

Marina Delcheva

Marina Delcheva

leitet das Wirtschafts-Ressort. Davor war sie bei der "Wiener Zeitung".