Twitter im Sinkflug
Doch woran liegt der mäßige Erfolg? Drei Baustellen, die Twitter nicht in den Griff bekommt.
1.) Twitter ist zu kompliziert
Die Meldungen auf Twitter sehen aus, als wären sie in einer Geheimsprache verfasst, die aus Hashtags (#Hilfe!) und aus kryptischen Kürzeln (RT, MT, WTF) besteht. Für begeisterte "Poweruser" ist das perfekt, weil sie auf 140 Zeichen einen raschen Überblick über das Weltgeschehen bekommen können. Jedoch: Twitter ist schlecht darin, neu angemeldete User zu behalten. Die Komplexität stößt viele Neulinge nach kurzer Zeit ab.
2.) Twitter ist nicht magnetisch
Twitter wächst langsam - sogar langsamer als erhofft. Im März zählte der Onlinedienst 302 Millionen aktive User (47 Millionen mehr als vor einem Jahr). Eines der Kernprobleme ist: Twitter ist oft nur für Nischen-Kommunikation interessant. Zwar kann man auf Twitter der österreichischen Journalistenszene zuhören oder auch mit anderen Fans des "Tatort" über die neueste Folge diskutieren. Aber nicht jeder will das. Für den generellen Austausch mit Freunden hat sich ein anderes Medium etabliert: Facebook. Dieses zählt bereits mehr als 1,44 Milliarden aktive User pro Monat und hört nicht auf zu wachsen. Irgendwann im Sommer, so wird spekuliert, könnte Facebook dann 1,5 Milliarden aktive Nutzer haben.
3.) Twitter ist ein Werbezwerg
Der Gratisdienst lebt von Werbung. Allerdings nicht sehr erfolgreich. Seit dem Börsengang vor eineinhalb Jahren hat Twitter eine Milliarde Dollar verbrannt. Twitter wirbt damit, dass es Online-Inserate im Eiltempo verkaufe. So würden Usern in Echtzeit "promoted tweets" angezeigt, also bezahlte Meldungen, die aufgrund ihrer Aktualität besonders relevant sein sollen. Die Frage ist jedoch: Hat Twitter überhaupt genügend User, um für diese Werbung in Echtzeit eine breitere Aufmerksamkeit zu generieren? Hierzulande darf dies bezweifelt werden. Laut socialmediaradar.at waren vergangenen November nur 126.000 Österreicher auf Twitter -und lediglich 63.000 heimische User sind dort wirklich aktiv.