Business

Wer in Russland noch tätig ist – und warum

Die Kyiv School of Economis veröffentlicht regelmäßig eine Liste von europäischen Unternehmen, die in Russland tätig sein sollen. Was die österreichischen Firmen dazu zu sagen haben.

Drucken

Schriftgröße

Die Kyiv School of Economis veröffentlicht auf der Seite leave-russia.org regelmäßig eine Liste von europäischen Unternehmen, die in Russland tätig sein sollen. profil fragte alle dort angeblich noch immer tätigen Unternehmen aus Österreich an. Viele Firmen antworteten gar nicht. Die Liste stellte sich auch als teils fehlerhaft und unvollständig heraus. Aber einige äußerten sich doch zu ihrem Engagement im Kriegsland.

 

  • Raiffeisen Bank International

die Hälfte des Gewinns kommt aus Russland, ist dort seit 1996 tätig. Derzeit werden Ausstiegszenarien geprüft, ein Ergebnis soll es im Herbst geben.

„Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat die RBI intensiv daran gearbeitet, alle Optionen für die Zukunft der Raiffeisenbank in Russland zu prüfen. Der RBI-Konzern und seine Stakeholder befinden sich in einer noch nie dagewesenen Situation, und wir sehen die Dringlichkeit zu handeln, die der Krieg geschaffen hat.Wir werden unsere Geschäftsaktivitäten in Russland weiter reduzieren, während wir diese möglichen Transaktionen weiterverfolgen."

  • Egger

produziert Holzwerkstoffe und ist seit 2005 in Russland tätig

„Wir bei EGGER betrachten unsere Mitarbeitenden als Teil der Unternehmens-Familie. In dieser Familie arbeiten auch unsere rund 1.200 russischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie und ihre Familien trifft keinerlei Schuld an diesem Konflikt. In strukturschwachen ländlichen Regionen in Russland sind hochwertige Arbeitsplätze rar, weshalb wir auch unter diesen schwierigen Bedingungen zu unseren Mitarbeitenden stehen, da diese sonst ihre Existenzen verlieren würden."

 

  • Eglo Leuchten

betreibt weltweit Zweigstellen, eine davon befindet sich in Moskau

„Unser zuständiger Geschäftsführer wird allerdings erst wieder Mitte August im Hause sein. Daher können wir Ihre Fragen nicht beantworten."

 

  • Voestalpine

erwirtschaftet bei einem  Umsatz von rund 18 Mrd. Euro einen einstelligen Mio-Betrag  

„Russland war schon vor dem Ausbruch des Russland/Ukraine-Krieges kein wichtiger Absatzmarkt für die voestalpine und ist nun kaum mehr existent.  Seit Ausbruch des Krieges sind auch die Lieferungen von Rohstoffen (z.B. PCI-Kohle, Eisenerz, Erzpellets) aus Russland zum Erliegen gekommen
Die voestalpine hatte zuletzt acht Vertriebsmitarbeiter:innen in Russland, die Aktivitäten wurden bereits stark zurückgefahren bzw. beendet."

  • Greiner

rund 500 Mitarbeiter produzieren in Russland Verpackungen für Lebensmittel

 „Auch für diese Kolleg:innen tragen wir Verantwortung. Ihre wirtschaftliche Existenz und die ihrer Familien hängt von uns ab. Ihnen gilt unsere Unterstützung. Wir evaluieren die Situation aufgrund der sich stetig verändernden geopolitischen Rahmenbedingungen laufend.  Prognosen sind hier allerdings sehr schwierig.  
Solange wir der Ansicht sind, dass wir der beste Eigentümer sind, werden wir in Russland bleiben."

 

  • Agrana

Der Umsatz aus Russland betrug 2022/23 rund 74 Millionen Euro

„Es ist eine enorm schwierige ethische Frage, was das Richtige ist zu tun. Ganz klar, wir wollen den Angriffskrieg in keiner Weise unterstützen. Wir produzieren zusammen mit unseren Kunden Grundnahrungsmittel für die russische Bevölkerung. Das ist unsere Rolle. Wir produzieren und verkaufen dort keine Lifestyle Produkte oder Luxusartikel. Wir sind in ständiger Abwägung. Stand heute ist es für uns richtig dort zu bleiben. Aber wir beobachten genau die weitere Entwicklung."

 

  • Lisec

Seit den 80er Jahren ist der Glasbearbeitungsmaschinenhersteller in Russland tätig

„Wir stehen leider – nach Rücksprache mit der Geschäftsführung – für kein Interview zur Verfügung."

 

  • Railcargo, ÖBB

hat rund 50 Mitarbeiter in Russland an vier Standorten

„Wir verurteilen den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Wir unterstützen die ukrainische Wirtschaft intensiv mit Transportleistungen, z.B. mit 100 Getreidezügen pro Monat bzw. 1,3 Mio. transportiertenTonnen Getreide im Jahr 2022. Wir nehmen aber auch unsere Verantwortung als verlässlicher Partner unserer v.a. europäischen aber auch internationeln Kunden ernst, indem wir durch die Sanktionen erlaubte Transportbedarfe von/nach/durch Russland weiterhin durchführen."

 

  • Kapsch

Auf der Homepage gibt das Telekommunikationunternehmen noch immer an, in Russland eine Niederlassung zu haben

„Wir sind nicht mehr in Russland tätig."

 

  • Containex

hat seit  2008 in der Stadt Kovrov tätig und war dort der größte private Arbeitgeber

„Wir mussten die Produktion bereits um 75 % reduzieren und müssen diese aus heutiger Sicht im Herbst weiter zurückfahren.
 Eine gänzliche Einstellung der würde unweigerlich zum Verlust von zahlreichen Arbeitsplätzen führen. Wir sehen uns in der Pflicht, diesen Menschen ihre Arbeitsplätze und finanzielle Existenz zu sichern. Das Produktionswerk hat regional eine wichtige Rolle als Zulieferer und leistet somit einen Beitrag zum Erhalt der Versorgungssicherheit."

 

  • Doka

war seit 2019 in Russland tätig

„Wir haben vor längerer Zeit die Entscheidung getroffen, unsere Geschäfte in Russland nicht weiter zu betreiben.  Es ist uns wichtig, die Geschäfte  sowohl aus einem ethischen als auch einem geopolitischen Standpunkt nicht weiter zu verfolgen."

 

... und tschüss

Etliche Unternehmen haben sich laut der Kyiv School of Economics mittlerweile aus Russland zurückgezogen oder Geschäftsbeziehungen eingestellt. Darunter: Red Bull, Palfinger, RHI Magnesita, Andritz, Pöttinger, Herz, EVN, Rosenbauer, Fischer Sports, Austrian Airlines, Magna Steyr, Strabag, Wienerberger, Swarovski oder die Uniqa.

 

 

Marina Delcheva

Marina Delcheva

leitet das Wirtschafts-Ressort. Davor war sie bei der "Wiener Zeitung".

Anna  Thalhammer

Anna Thalhammer

ist seit März 2023 Chefredakteurin des profil. Davor war sie Chefreporterin bei der Tageszeitung „Die Presse“.