Anbieterwechsel

Wie die Energierechnung wieder sinkt

Kurz vor der Heizsaison ist ein guter Zeitpunkt, um Strom- und Gasanbieter zu wechseln. Worauf man dabei achten muss und warum ein Preisvergleich heuer besonders wichtig ist.

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Wie senke ich Strom- und Gaskosten?

Man kauft günstigere Energie – oder reduziert den eigenen Verbrauch. Im Idealfall tut man beides. Die gute Nachricht: Energiesparen kann man immer, und der Anbieterwechsel geht schnell und einfach.

Warum ist der Wechsel des Energieanbieters heuer besonders wichtig?

Mit Jahresende läuft die Stromkostenbremse des Bundes aus. Sie unterstützt die ersten 2900 Kilowattstunden (kWh) eines Haushalts derzeit mit bis zu 15 Cent pro kWh, wobei die Verbraucherinnen und Verbraucher zumindest 10 Cent pro kWh und die Umsatzsteuer selbst tragen müssen.

In der Praxis bedeutet das: Wer einen Energiepreis von 25 Cent pro kWh netto in Rechnung gestellt bekommt, zahlt derzeit brutto aufgrund der Strompreisbremse nur 15 Cent pro kWh – kein schlechter Preis. Fällt die Strompreisbremse am 1. Jänner 2025 weg, sind es brutto aber 30 Cent pro kWh – faktisch eine Verdopplung über Nacht. Preisvergleich und Anbieterwechsel, etwa über diverse Onlineportale, können ein böses Erwachen verhindern.

Wann sollte ich den Energieanbieter wechseln?

„Bei Strom sollte man spätestens Ende des Jahres einen guten Lieferanten gewählt haben, bei Gas spätestens im Oktober“, sagt Johannes Mayer, Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung der Energie-Regulierungsbehörde e-Control, nicht nur mit Blick auf die Strompreisbremse: Weil vor der Heizsaison viele Kundinnen und Kunden wechselbereit sind, versuchen die Anbieter im Frühherbst mit guten Angeboten zu locken.

Worauf muss ich beim Wechsel des Energieanbieters achten?

Vor allem steht die Frage: Ist ein Wechsel überhaupt möglich? Viele Verträge sind auf zwölf Monate gebunden. Spätestens einen Monat vor Vertragsende sollte man sich nach neuen Möglichkeiten umschauen, etwa mit Online-Vergleichsportalen wie dem Tarifkalkulator der e-Control. Diese bieten einen Überblick über die Anbieter an der eigenen Wohnadresse – inklusive Preisvergleich mit dem derzeitigen Lieferanten. Zu bedenken sind dabei auch Neukundenboni, die einen Wechsel schmackhaft machen, nach einer bestimmten Zeit aber auslaufen. Schlussendlich sollte man sich entscheiden, ob man einen variablen Tarif, der sich an den Großhandelspreis anpasst, oder einen garantierten Preis möchte. Das ist vor allem beim Stromanbieter relevant: Während selbst variable Gasanbieter den Preis nur monatlich anpassen, kann sich der Strompreis bei einem flexiblen Tarif mit Smart Meter im Stundentakt ändern.

Wann ist ein fixer Stromtarif sinnvoll?

Im Sommer 2022 explodierten die Energiepreise, die Kosten für die Kundinnen und Kunden folgten – vor allem bei flexiblen Stromtarifen. Ein fixer Tarif ist für die Dauer der Vertragslaufzeit gebunden. Es ist die sicherere Variante. Gerade im Frühherbst, wenn die Anbieter um Kundinnen und Kunden ringen, lassen sich auch fixe Stromtarife finden, die nah an die flexiblen Preise herankommen. „Ein garantierter Strompreis von 10 Cent pro Kilowattstunde auf ein Jahr ist etwa ein gutes Angebot“, sagt e-Control-Experte Mayer: „Da liegt man nahe am Großhandelspreis.“ Dass Strom- und Gaspreise bald verfallen, hält der Experte für unwahrscheinlich.

Wann ist ein variabler Stromtarif sinnvoll?

Die Sicherheit des fixen Tarifs kostet, sagt Mayer: „Als Faustregel gilt: Je länger der Preis abgesichert ist, desto teurer muss er sein.“ Anbieter von flexiblen Stromtarifen verlangen eine geringere Marge, denn sie gleichen Preisspitzen nicht aus, sondern geben sie direkt an ihre Kundinnen und Kunden weiter – dasselbe gilt aber auch für Preistäler. „Langfristig gesehen kann es nichts Günstigeres geben als einen Stundentarif“, sagt Mayer. Allerdings: Steigt der Strompreis in einem Monat stark an, wächst die Rechnung mit. Wer keine Rücklagen hat, sollte dieses Risiko nicht eingehen. „Man muss sich den günstigen Tarif leisten können“, meint der Experte.

Wie kann ich mit einem Stundentarif sparen?

Mit Stundentarifen lässt sich billiger Strom ausnutzen: Im Sommer produzieren etwa Solaranlagen zur Mittagszeit viel Strom – am meisten verbraucht wird aber in der Früh und am Abend. Wer die billige Energie zur Mittagszeit für Waschmaschine oder e-Auto verbraucht, kann bis zu 15 Prozent Stromkosten sparen, sagt Mayer, der diesen Trick auch persönlich nutzt: „Lieferanten von Stundentarifen bieten oft einen Überblick über die aktuellen Preise an. Ich schaue am Abend nach, wann der Strom besonders günstig ist, und optimiere meinen Verbrauch danach.“

Wie wechsle ich den Energieanbieter?

Rund die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher hat noch nie den Energieanbieter gewechselt, rechnet die e-control vor. „Es gibt sicher Kunden, die eher einen Leserbrief schreiben, als den Lieferanten zu wechseln“, sagt Mayer überspitzt. Dabei ist der Aufwand gering: Nach dem Preisvergleich müssen die Daten der letzten Energierechnung eingegeben werden, um den Rest kümmert sich der neue Lieferant. „Für den Konsumenten dauert der Wechsel circa zehn Minuten“, sagt Mayer – und es lohnt sich: Wer aus einem teuren Gasvertrag aussteigt, könne sich im Jahr bis zu 1000 Euro sparen, bei Strom bis zu 500 Euro. „Der Superoptimierer springt zwischen den Verträgen.“ Mayer selbst zahlte so sogar während der Energiekrise nur 7,7 Cent pro kWh Strom.

Könnten die Energiepreise bald wieder in lichte Höhen schießen?

Seit bald drei Jahren tobt der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, ein baldiges Ende ist nicht in Sicht. Zudem wird erwartet, dass der Gas-Transit durch die Ukraine 2025 eingestellt wird. Mit einem Preisschock rechnet Mayer dadurch nicht: „Dieses Risiko ist beim Großhandelspreis von Gas eingepreist.“ Unvorhersehbare Ereignisse könne man nie ausschließen, von den Spitzen der Energiekrise im Sommer 2022 sei Österreich aber „weit entfernt“, sagt der Experte.

Welche Energiespar-Tricks helfen?

Wer weniger verbraucht, zahlt weniger. Einfache Spartipps: Heiz- und Warmwassertemperatur absenken, Geräte abstecken, statt im Stand-by-Modus laufen zu lassen, Stoßlüften, um die kalte Luft nicht zu lange in die eigenen vier Wände zu lassen. Und klassische Glühbirnen verbrauchen deutlich mehr Strom als neuere Leuchtkörper.

Gerade bei Elektrogroßgeräten kann es sich lohnen, ein neues, energiesparenderes Modell zu wählen. Waschmaschinen und Geschirrspüler sollten möglichst oft im Energiesparmodus laufen. Das dauert mitunter länger, ist aber günstiger. Trockner verbrauchen allgemein viel Energie, die Wäsche an der Luft zu trocknen, spart daher Geld. 

Kühlgeräte laufen 24 Stunden täglich, ihren Energieverbrauch zu optimieren, ist daher besonders wichtig. In Kürze: Im Kühlschrank muss es nicht kälter als 7 Grad Celsius sein, in der Gefriertruhe reichen -18 Grad aus. Im besten Fall sind beide Kühlgeräte zudem möglichst voll. Eingekühlte Lebensmittel speichern die Kälte besser, als es die Luft im Kühlgerät kann. Und: Regelmäßiges Abtauen der Gefriertruhe lohnt sich ebenso, wie die Kühlgeräte von Heizungen wegzustellen.

Max Miller

Max Miller

ist seit Mai 2023 Innenpolitik-Redakteur bei profil. Schaut aufs große Ganze, kritzelt gerne und chattet für den Newsletter Ballhausplatz. War zuvor bei der „Kleinen Zeitung“.