Schiedsgerichte

Wieso Schiedsverfahren gegen Staaten wieder zunehmen

Zahlreiche heimische Unternehmen ziehen weiterhin gegen andere Staaten vor internationale Schiedsgerichte. Solche Klagen sind umstritten. Und doch könnten sie wieder zunehmen – das hat auch mit Russland zu tun.

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Martin Platte ist kein Angeber. Seine Kanzlei liegt in bester Lage in der Wiener Innenstadt. Sie kommt aber ohne prunkvolle Marmorlobby oder eine von Weitem sichtbare Messingvertäfelung aus. Die Büroräume sind elegant – und schlicht. Nichts hier schreit nach Aufmerksamkeit. Dabei liegen manchmal Hunderte Millionen Euro schwere Rechtstreitigkeiten auf Herrn Plattes Schreibtisch. Fälle, von denen nationale Gerichte und die Öffentlichkeit manchmal nichts erfahren. Martin Platte ist Schiedsanwalt und Schiedsrichter in internationalen Schiedsverfahren. Sein Spezialgebiet sind sogenannte Handelsschiedsverfahren. Das sind eben nicht jene öffentlich umstrittenen Verfahren, in denen Investoren Staaten klagen. Marketing braucht er nicht.

Schattengerichte, mächtige multinationale Konzerne, die Staaten auf üppige Entschädigungen klagen – Vorwürfe wie diese haben die internationale Schiedsgerichtsbarkeit und Investitionsschutz in den letzten Jahren ins Rampenlicht gerückt. Es ist ein Instrument, das auch österreichische Unternehmen nach wie vor gern nutzen, um ihre Interessen gegenüber anderen, auch gegen EU-Staaten, durchzusetzen. Und tatsächlich haben Schieds- und Investitionsschutzklagen zugenommen. Das wird sich angesichts der fragilen internationalen Lage und den wachsenden Konfliktherden so bald nicht ändern, meinen Experten. Und Russland kommt hier eine besondere Rolle zu. Aber der Reihe nach.

Marina  Delcheva

Marina Delcheva

leitet das Wirtschafts-Ressort. Davor war sie bei der "Wiener Zeitung".