Wirecard-Kollaps: Geldwäschemeldung gegen Firtasch-Gruppe in Deutschland
Die deutsche Geldwäschemeldestelle nahm im Vorjahr die umfangreiche Kontobeziehung der Firmengruppe des ukrainischen Oligarchen Dimitri Fitasch mit der Wirecard Bank kritisch unter die Lupe. Firtasch sitzt seit Jahren in Österreich fest und kämpft gegen eine Auslieferung in die USA, wo Korruptionsvorwürfe gegen ihn anhängig sind.
Beginnend mit Frühjahr 2019 eröffneten 15 Firmen der Firtasch-Gruppe Konten bei der zum Zahlungsabwickler Wirecard gehörenden Wirecard Bank in Deutschland. Wenige Wochen nach dem Zusammenbruch des Wirecard-Stammhauses im Juni 2020 erstattete die Bank dann eine Verdachtsmeldung nach dem Geldwäschegesetz bei der Financial Intelligence Unit (FIU) in Köln. Die FIU übermittelte in der Folge im September 2020 einen Analysebericht an das Bayerische Landeskriminalamt.
Die deutschen Geldwäschebekämpfer kamen nach einer Stichproben-Analyse von Kontoumsätzen zu dem Schluss, dass nicht immer eindeutig nachvollzogen werden konnte, wie die Gelder erwirtschaftet wurden. Vermögenswerte könnten in Zusammenhang mit einer Straftat stehen. Ebenfalls ins Auge gestochen ist der FIU, dass der – immer noch flüchtige – Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek persönlich in die internen Vorgänge rund um die Firtasch-Gruppe eingebunden war. Für Stirnrunzeln bei den Experten sorgte auch, dass es eine mündliche Vereinbarung über Kontoführungsgebühren von insgesamt 2,5 Millionen Euro für das Jahr 2019 gegeben haben soll.
E-Mails, die dem Rechercheverbund vorliegen, zeigen, wie Marsalek trotz anfänglicher massiver Bedenken des Anti-Geldwäsche-Verantwortlichen der Wirecard Bank die Kundenbeziehung zur Firtasch-Gruppe intern vorantrieb. Fragen wirft untern anderem eine Rechnung einer türkischen Beratungsfirma an eine Wirecard-Gesellschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten über knapp 1,5 Millionen Euro auf: Marsalek drängte auf die Bezahlung mit Verweis darauf, dass die Firma die Firtasch-Gruppe an Wirecard vermittelt habe. Administriert wurden die Konteneröffnungen allerdings über eine österreichische Firma aus dem Firtasch-Umfeld, mit der Marsalek bereits Jahre vorher Kontakt gehabt hatte.
Auf Anfrage des Rechercheverbunds ließ Firtasch über einen Sprecher „jegliche Behauptung von Fehlverhalten oder illegalen Aktivitäten kategorisch“ zurückweisen. Firtaschs Anwälten seien keine aktuellen Ermittlungen in Zusammenhang mit Geldwäsche bekannt. Die „neuerlichen Angriffe gegen Herrn Firtasch“ seien aber keine Überraschung, da „es klare Anzeichen dafür gibt, dass die Kampagne gegen Herrn Firtasch eindeutig politisch motiviert“ sei.
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