Wie viel Kilogramm Weizen muss ein Bauer verkaufen, um ein Kilo Dünger zu bekommen?
In dieser Kennzahl werden zwei Preisentwicklungen zusammengeführt: jene für Stickstoffdünger und jene für Getreide. Das Austauschverhältnis ist ein sehr wichtiger Indikator. Jeder Landwirt verwendet diese Kennzahl, wenn er eine Anbauentscheidung trifft und darüber nachdenkt, ob es sich rechnet, Dünger zu kaufen. Aktuell ist erkennbar, dass wir uns in einer Ausnahmesituation befinden – die Düngerpreise sind enorm gestiegen. Zum Vergleich: Vor einem Jahr musste ein Bauer nur 4,3 Kilogramm Weizen verkaufen, um ein Kilogramm Stickstoffdünger zu bekommen. Die Landwirte haben eigentlich ein recht gutes Gefühl für diese Relationen entwickelt, eine Entscheidung muss freilich immer mit der Unsicherheit getroffen werden, wie sich die Preise in Zukunft entwickeln werden.
Man sieht bereits, dass die Bauern vermehrt Sojabohnen anbauen, weil diese Pflanze wenig bis gar keinen Stickstoffdünger benötigt. Und eigentlich könnte man meinen, dass die hohen Düngerpreise für einen Auftrieb in der Biolandwirtschaft sorgen müssten. Weil die konventionell produzierenden Bauern sich überlegen, ihre Produktionsverfahren umzustellen. Doch Biolebensmittel sind grundsätzlich teurer, und aufgrund des allgemeinen Preisanstiegs geht hier derzeit die Nachfrage zurück.
Das Tauschverhältnis ist allerdings noch gar nicht auf Rekordhoch: 2009 lag
es sogar bei 12,3 Kilogramm Weizen für ein Kilo Dünger. Die damalige Situation war der jetzigen nicht unähnlich: Auch im Zuge der Finanzkrise gab es eine Art Lockdown; Fabriken standen still, Mitarbeiter wurden auf Kurzarbeit geschickt. Gemessen an diesem Indikator ist die Lage heute noch nicht ganz so schlimm wie 2009. Allerdings herrscht jetzt Krieg, damit ist die Situation verheerender, weil es um Menschenleben geht.