Zehn Gründe, warum eine neue Finanzkrise droht

Teil 2: Schattenbanken bewegen immer mehr Geld.

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Der folgende Text stammt aus der Titelgeschichte der profil-Ausgabe 34/18 vom 20. August 2018.

Vor zehn Jahren löste die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers die schwerste Finanz- und Wirtschaftskrise seit 1929 aus. Das internationale Finanzsystem stand am Abgrund. Und heute? Ist die Situation mindestens so instabil wie damals. Zehn Gründe, warum wir mit einer neuen Finanzkrise rechnen sollten - und was man tun müsste, um sie noch zu verhindern.

2. Das Erstarken der Schattenbanken

Immer mehr Kredit- und Finanzgeschäfte werden abseits der klassischen Bankenwelt abgewickelt. Nach Erhebungen des Finanzstabilitätsrats (FSB) bewegen Schattenbanken - darunter versteht man etwa Hedge- und Geldmarktfonds - von Jahr zu Jahr größere Volumina. In seinem jüngsten "Globalen Schattenbankenbericht" kommt die internationale Organisation mit Sitz in der Schweiz zu dem Ergebnis, dass dieser Teil der Finanzwirtschaft allein von 2016 auf 2017 um 7,6 Prozent auf 45,2 Billionen Dollar gewachsen ist. Das entspricht rund 80 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) sind Schattenbanken in der EU inzwischen für 25 Prozent der Kreditvergabe an Unternehmen verantwortlich, in den USA sogar für 50 Prozent.

Damit haben Schattenbanken massiven Einfluss auf die Märkte und das Finanzsystem. Als größte Schattenbank der Welt gilt die US-Fondsgesellschaft Blackrock (Bild), die laut eigenen Angaben 6,3 Billionen Dollar verwaltet.

Geschäfte, die Banken nicht mehr tätigen dürfen oder wegen knappen Eigenkapitals nicht mehr tätigen können, sind somit in das kaum regulierte Schattenreich gewandert. Dort lassen sich hochriskante Geschäfte zu viel geringeren Kosten abwickeln. Eine finanzielle Blase, die in eine größere Pleite oder hohe Kreditausfälle mündet, kann zu massiven Verwerfungen führen. Und im Krisenfall kann es zu Panikreaktionen der Anleger kommen. Ökonomen sind sich einig: Von den Schattenbanken geht eine enorme Bedrohung aus.

Christina   Hiptmayr

Christina Hiptmayr

war bis Oktober 2024 Wirtschaftsredakteurin und Moderatorin von "Vorsicht, heiß!", dem profil-Klimapodcast.