80 Jahre Heinz Oberhummer: Wir werd’n kan Schöpfer brauchen

Über Oberhummers Luftsprünge, Stromgitarrenschläge und Homöopathieräusche – und wie es der glühende Atheist doch noch in eine Predigt geschafft hat. [E-Paper]

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Blauer Anzug, gelber Schutzhelm und zu große Schutzbrille: So haben viele Menschen Heinz Oberhummer in Erinnerung und denken gerne daran, wie er etwa mit zwei Kerzen in der Hand zeigte, dass mit der Aufgabe zu wachsen für einen theoretischen Physiker auch bedeuten konnte, die geschmolzenen Kerzen großzügig über den Anzug zu verteilen. Nicht nur 5000 Zuseherinnen und Zuseher in der Wiener Stadthalle waren begeistert davon, wie er für die Wissenschaft brannte. Er war in Österreich ein Pionier der modernen Wissenschaftskommunikation sowie ein Kämpfer gegen Scharlatanerie, und wer nicht dabei war, als er den homöopathischen Vollrausch zelebrierte, wie er dabei hin und her und auf und ab sprang, mit sich immer stärker überschlagender Stimme bei zunehmender Verdünnung, hat definitiv etwas versäumt.
 

„They ain’t making Jews like Jesus anymore“, heißt es in einem Lied des US-amerikanischen Musikers Kinky Friedman. Ganz so schlimm ist es mit solchen wie Heinz Oberhummer nicht, aber selten sind sie doch. Und wenn sie weg sind, dann fehlen sie sehr. Oberhummer, geboren am 19. Mai 1941 im Salzburger Bischofshofen, fehlt seit 24. November 2015.

Als der Physiker 2007 die „Science Busters“ mitbegründete und seine Karriere als Popstar der Wissenschaftskommunikation begann, lag schon ein ganzes Forscherleben hinter ihm.
 

Sein wissenschaftlicher Tophit war die Feinabstimmung des Universums. Diese Hypothese beschreibt grob zusammengefasst, dass grundlegende Kräfte und Bedingungen im Universum genau so sein müssen, wie wir sie vorfinden, damit Leben entstehen kann. Rund zehn Jahre lang berechnete er gemeinsam mit zwei Kollegen die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung von Kohlenstoff in Sternen. Über das Ergebnis war er damals regelrecht erschrocken, wie er immer wieder betonte. Kohlenstoff ist bekanntlich sehr günstig für uns, er gilt unter anderem als zentraler Baustein des Lebens, wie wir es kennen. Wären grundlegende physikalische Größen in unserem Universum wie Kräfte und Massen von Teilchen nur geringfügig anders, so Oberhummers Fazit, dann wäre Leben nicht ein bisschen anders als unseres, sondern es gäbe vermutlich gar keines. Nirgendwo im Universum. Keine Bakterien, keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen. Und auch keine Außerirdischen. Aus irgendeinem Grund sind also die Naturkonstanten so „feinabgestimmt“, dass sie die Entstehung von Leben befördern.

Leider kam die Publikation der Ergebnisse im renommierten Fachjournal „Science“ ein wenig zu spät für eine große internationale Forscherlaufbahn. Solche sollten früh beginnen, wenn die Wissenschafter noch gut im Saft stehen und die damit einhergehenden Strapazen besser wegstecken. Für eine Nominierung für den Physik-Nobelpreis reichte Oberhummers Arbeit aber dem Vernehmen nach.

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