Die gelben Haselkätzchen belasten Allergiker, sind aber für Bienen die erste wichtige Nahrung.
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Allergien: Warum Patienten durch den Klimawandel mehr leiden

Hasel und Erle blühen bereits, bald folgt die Birke. Es gibt kaum mehr Wochen ohne Pollenflug. Wesentlich Schuld sind steigende Temperatur, Extremwetter und Kohlendioxid. Was heißt das für Betroffene?

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Gegen Abend zogen Unwetter auf. Eine mächtige Gewitterfront bewegte sich von Norden nach Süden. Böiger Wind fegte übers Land, Blitze zuckten über den Himmel, die Luftfeuchtigkeit stieg auf 70 bis 80 Prozent. In den Stunden danach wurden 3365 Personen mit Asthma und Atemnot in die Notfallambulanzen gebracht. Es war ein sprunghafter Anstieg der Patientenzahlen um 670 Prozent. Zehn Menschen starben.

Das tragische Ereignis ist heute ein Lehrbuchbeispiel der Allergologie. Was sich am 21. November 2016 im australischen Melbourne zutrug, ist der bisher schwerste Fall von Thunderstorm-Asthma. Dieses Phänomen beruht auf einem Zusammenhang von Extremwetter und daraus resultierenden allergischen Symptomen. Sturmböen rütteln zunächst an Pflanzen, die dadurch massenhaft Pollen ausschütten. Gewitter erhöhen die Luftfeuchtigkeit, wodurch sich die Pollenkörner vollsaugen und anschwellen. Osmotischer Schock und elektrische Entladungen durch Blitze lassen die Membranen der Pollenkörner bersten und spalten sie in kleine Bruchstücke – in Fragmente mit 0,6 bis 2,5 Mikrometer, die nun tief in die unteren Atemwege eindringen und asthmatische Beschwerden verursachen können.

Alwin   Schönberger

Alwin Schönberger

Ressortleitung Wissenschaft