Antibiotika: Aufstieg und Fall eines Wundermittels
Der Siegeszug der Antibiotika war rasant. Als Penicillin während des Zweiten Weltkrieges erstmals in großem Maßstab hergestellt wurde, rettete es nach WHO-Schätzungen Hunderttausende Soldaten vor dem Tod durch Wundfieber. In den folgenden Jahrzehnten entwickelten die Pharmafirmen ein Antibiotikum nach dem anderen, man war euphorisch: „Fast alle Experten stimmen überein, dass bakterielle Infektionen im Jahr 2000 ausgelöscht sein werden“, berichtete das „Time Magazine“ 1966.
Tödliche Erreger
Doch der Erfolg machte übermütig, und Antibiotika wurden zu unbedacht eingesetzt. Es entwickelten sich immer mehr Bakterien, denen sie nichts mehr anhaben. Berüchtigt sind etwa MRSA – ein mehrfachresistenter Staphylococcus aureus, Pseudomonaden und verschiedene Keime, die ein Enzym namens ESBL besitzen, das penicillinartige Substanzen einfach zerschneidet. Sie können bei Immungeschwächten, alten Leuten und Patienten auf der Intensivstation tödlich sein. In Europa sterben jährlich rund 25.000 Menschen an antibiotikaresistenten Erregern.