Widerstandskämpfer: Immer mehr Antibiotika verlieren ihre Wirksamkeit

Widerstandskämpfer: Immer mehr Antibiotika verlieren ihre Wirksamkeit

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Es stand schlecht um Anne Sheafe Miller. Seit einem Monat lag die 33-Jährige bereits im New Haven Hospital, Connecticut, und kämpfte um ihr Leben. In ihrem Blut kursierten Streptokokken, gefürchtete Erreger von Entzündungen, und trieben das Fieber unablässig empor. Miller verlor häufig das Bewusstsein, und die Ärzte mussten hilflos zusehen. Schließlich unternahmen sie einen letzten, verzweifelten Versuch.

Im März 1942 spritzten sie ihrer Patienten ein experimentelles Präparat, das zwar schon länger bekannt war, aber noch nicht den Weg in die klinische Praxis gefunden hatte. Was dann geschah, wirkte wie ein Wunder: Über Nacht sank Millers Temperatur rapide. Nach ein paar Tagen war die noch kurz zuvor Todgeweihte gesund.

„Dank Penicillin kommt er wieder nach Hause“

Der Fall Anne Miller ging in die Medizingeschichte ein. Sie war die erste Patientin, deren Leben durch Penicillin gerettet wurde. Es war zugleich die Geburtsstunde der Antibiotikatherapie. Die Entdeckung des Penicillins lag zu diesem Zeitpunkt fast eineinhalb Jahrzehnte zurück: 1928 hatte der Biologe Alexander Fleming am St. Mary’s Hospital in London dessen Wirksamkeit bemerkt, doch erst jetzt trat die neue Wunderwaffe ihren Siegeszug an. Im Zweiten Weltkrieg schützte man damit amerikanische Soldaten vor Infektionen – „dank Penicillin kommt er wieder nach Hause“, lautete ein Slogan –, ab 1944 war die Substanz für die Zivilbevölkerung frei in Apotheken erhältlich.

Anne Miller starb 1999 im respektablen Alter von 90 Jahren. Zehn Jahre danach sorgte neuerlich ein Fall einer jungen Frau für Aufsehen. Diesmal ging die Geschichte leider nicht gut aus. Wieder lag eine Patientin mit bakteriellem Befall im Krankenhaus. Die 20-jährige Mariana Bridi da Costa, ein brasilianisches Model, hatte sich einen Harnwegsinfekt zugezogen – eine Routinesache für die moderne Medizin, möchte man meinen. Doch alle Antibiotika versagten, die Bakterien wucherten wild im Körper des Mädchens. Schließlich amputierten die Ärzte sogar Gliedmaßen, um die Ausbreitung der Infektion einzudämmen. Es nutzte nichts. Bridi da Costa starb im Jänner 2009.

Auch wenn längst nicht alle Krankengeschichten so furchtbar enden, wissen Ärzte doch immer öfter von Menschen zu berichten, bei denen nicht mehr funktioniert, was lange selbstverständlich schien: Man schluckt ein paar Tabletten, und die Gefahr durch Pneumo-, Strepto- oder Staphylokokken ist gebannt ...

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Alwin   Schönberger

Alwin Schönberger

Ressortleitung Wissenschaft