Australien: Lügenskandal um Gesundheits-Bloggerin
Belle Gibson machte seit 2013 Furore mit ihrer App "The Whole Pantry" (Die ganze Speisekammer), die als erste App zu Gesundheit, Wellness und Ernährung gefeiert wurde.
In ihren Blog-Beiträgen versicherte die 23-Jährige stets, dass sie mit Hilfe einer besonderen Ernährungs- und Lebensweise ihren Hirntumor besiegt habe. Nur litt sie niemals an dieser schweren Erkrankung, wie sie nun kleinlaut öffentlich eingestand.
Rasanter Aufstieg, tiefer Fall
Gibsons Aufstieg war so rasant, dass ihre App laut Medienberichten sogar vom US-Konzern Apple für dessen neue Smartwatch Apple Watch ausgewählt worden war. Umso tiefer nun der Fall der jungen Mutter: In einem Interview mit dem Magazin "Women's Weekly" räumte sie ein, ihre ganze Leidens- und Genesungsstory von Anfang an erlogen zu haben.
"Nichts davon ist wahr", sagte Gibson in dem Gespräch mit dem Titel "Mein langer Kampf mit der Wahrheit". Sie habe gedacht, es sei "das Beste", mit allem aufzuräumen und hoffe nun, dass die Menschen sagen: "Es ist gut, sie ist auch nur ein Mensch".
Münchhausen-Syndrom?
Gibsons Hoffnungen scheinen sich indes nur teilweise zu erfüllen, denn sie erhält seit ihrem Geständnis nach eigenen Worten Hass-Mails und Todesdrohungen. Zu ihrer Motivation, ein solches Lügengebäude zu errichten, sagte sie lediglich, sie habe eine schwere Kindheit gehabt. Ein Experte sagte "Women's Weekly", möglicherweise leide Gibson am Münchhausen-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine psychische Erkrankung, bei der die Betroffenen Symptome und Krankheiten mitunter sogar durch Selbstschädigungen vortäuschen, um damit ihr Umfeld und Ärzte zu täuschen.
Der Vorsitzende der Krebs-Vereinigung des Bundesstaates Victoria, Todd Harper, warnte Patienten angesichts der schillernden Gesundheitsratschläge Gibsons davor, auf Therapien zu setzen, die sich zu gut anhörten, um wirksam zu sein. Die Gesundheitsbehörden wollen dem Fall weiter nachgehen.
Zweifel an Gibsons Lauterkeit waren im vergangenen Monat aufgekommen, als bekannt wurde, dass sie Spenden in Höhe von umgerechnet 216.000 Euro aus Publikationseinnahmen nicht wie versprochen an gemeinnützige Organisationen weitergereicht hatte. Gibson hatte auch ein erfolgreiches Buch zu dem Thema veröffentlicht, dass von ihrem Verlag ebenfalls im März aus dem Handel genommen worden war, als der Skandal langsam ruchbar wurde.