Bau-Manie: Österreich wird zum Betonland
Noch vor 2050 wird es in Wiener Neustadt keine Äcker oder für die Region typische Trockenwiesen mehr geben. Das haben Berechnungen des Umweltbundesamts für die dynamische 50.000-Einwohner-Gemeinde im Süden Wiens ergeben. Schon heute zieht es die Jugend aus dem Umland in die lebendige Stadt mit ihren Kaffeehäusern und Bars. Außerhalb des Stadtkerns locken ein Schulzentrum, ein Kino, Möbelhäuser, Fliesenmärkte, Baumärkte, Gartencenter und das Einkaufszentrum Fischapark. "Auch die Umlandgemeinden weisen eine beträchtliche Zunahme an Bauland bis 2050 auf", heißt es in dem Bericht des Umweltbundesamtes.
Österreich ist Europameister im Bodenverbrauch. Täglich werden hierzulande knapp 13 Hektar Land mit Häusern, Straßen, Gewerbegebieten und Industriehallen verbaut, was der Größe von 18 Fußballfeldern entspricht. Zielvorgabe der EU wären 2,5 Hektar pro Tag. Das heimische Straßennetz ist mit 15 Metern pro Kopf eines der dichtesten Europas. Zum Vergleich: Deutschland und die Schweiz bringen es mit acht Metern pro Kopf nur auf die Hälfte.
Der Grund für das eifrige Bauen ist klar: Die Bevölkerung wächst in vielen Regionen, und sie braucht Platz. Das passiert auch in anderen Staaten, wovon die meisten jedoch mit mehr raumplanerischem Weitblick ans Werk gehen. Hierzulande hingegen wird die Menge leerstehender Gebäude auf 40.000 Hektar geschätzt, das entspricht der Fläche der Stadt Wien. Dennoch ist es günstiger, einen Neubau auf die grüne Wiese zu stellen, als im Dorfkern einen Altbau zu sanieren. Bauland und Mieten sind im Gewerbegebiet billiger als in der Innenstadt. Zwischen Vorarlberg und dem Burgenland ist die Landschaft mit 150 Groß-Einkaufszentren und knapp 300 Fachmärkten zugepflastert. Die Bürgermeister reißen sich darum, denn sie spülen Kommunalsteuern in die Kasse.
"Flächenverbrauch noch immer viel zu hoch"
Warum überlässt die Regierung dieses äußerst wichtige Zukunftsthema Ländern und Gemeinden, die der Aufgabe offensichtlich nicht gewachsen sind? Von einer bundesweiten Regelung halte sie nichts, sagt Umweltministerin Köstinger. "Wir investieren in die Sanierung von aufgelassenen Industrieflächen und haben den Zuwachs beim Flächenverbrauch bereits halbiert, er ist aber immer noch viel zu hoch", so Köstinger. Experten zufolge sind aktuelle Maßnahmen bei Weitem nicht genug.
Sie fordern zusätzlich Rückwidmungen von Bauland, das sich in absurden Lagen abseits von Ortskernen und außer Reichweite des öffentlichen Verkehrs befindet, in artenreichen Ökosystemen oder auf wertvollem Ackerland. Mit den derzeitigen Zuständigkeiten wird das kaum passieren . Für Wildtiere sind Städte übrigens in den seltensten Fällen eine Alternative. Mit den Bedingungen in der Stadt kommen nur wenige Tierarten klar, darunter Fuchs, Dachs und Turmfalken.
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