Im Winter würde die Temperatur in Norwegen um 30 Grad sinken, besagt die neueste Modellrechnung.
Klima

Bis zu 30 Grad kälter in Europa: Droht uns eine neue Eiszeit?

Eine Studie warnt vor einem Temperatursturz in Europa. Douglas Maraun, Klimaforscher am Wegener Center der Uni Graz, erklärt, warum er die Zahl für zu hoch gegriffen hält und warum das dennoch alles andere als eine Entwarnung ist.

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Herr Maraun, jahrelang wurde vor der Erderhitzung gewarnt, nun droht niederländischen Klimaforschern zufolge eine neue Eiszeit. Was stimmt denn nun?
Maraun
Die Abkühlung würde regional begrenzt sein. In der Studie wurden zum Beispiel bis zu 30 Grad Abkühlung im Winter genannt. Aber das sind Auswirkungen auf Nordwesteuropa, die dem Klimawandel entgegengesetzt sind. Global betrachtet wird es trotzdem zu einem Temperaturanstieg kommen.
Vielleicht fangen wir ganz von vorn an
Maraun
Der Golfstrom, der warmes Wasser von der Karibik nach Europa transportiert, ist von einer weiteren Strömung überlagert. Das Wasser in der Karibik ist sehr salzhaltig. Wenn es sich mit dem Golfstrom nach Norden bewegt, kühlt es ab. Kaltes und salzhaltiges Wasser hat eine sehr hohe Dichte. Und irgendwann wird das Wasser so schwer, dass es in die Tiefe absinkt. Dadurch entsteht eine Zirkulation, die zusätzliche Wärme aus der Karibik bringt. Wenn jedoch durch schmelzende Eisschilde und Regen in der Arktis immer mehr Süßwasser in den Nordatlantik dringt, kann diese Zirkulation, die sogenannte Atlantische Meridionale Umwälzströmung, kurz AMOC, zum Erliegen kommen.
Und laut Studie passiert das nun?
Maraun
Das ist die Frage. Wir wissen, dass es verschiedene Zustände dieser Zirkulation gibt. Während der letzten Eiszeit ist die Temperatur in Grönland ungefähr alle 1500 Jahre zwischen sehr kalten und höheren Temperaturen hin und her gesprungen. In der Antarktis waren die Temperaturänderungen entgegengesetzt, und in Afrika hat sich der Monsunregen verschoben. Diese Änderungen kann man durch Sprünge dieser Zirkulation erklären.
Franziska   Dzugan

Franziska Dzugan

schreibt für das Wissenschaftsressort, ihre Schwerpunkte sind Klima, Medizin, Biodiversität, Bodenversiegelung und Crime.

Christina   Hiptmayr

Christina Hiptmayr

war bis Oktober 2024 Wirtschaftsredakteurin und Moderatorin von "Vorsicht, heiß!", dem profil-Klimapodcast.