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Coronavirus

Covid-19 im Wasser: "Die Achillesferse des Erregers"

Die Hygienikerin Regina Sommer über Coronaviren im Wasser, die Ansteckungsgefahr beim Schwimmen und Pools, die sie lieber meidet.

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profil: Wie groß ist die Gefahr, sich im Wasser mit Covid-19 anzustecken?

Sommer: Aus dem Laborversuch wissen wir, dass Coronaviren im Wasser bis zu zwei Tage überleben können. Beim sportlichen Schwimmen atmet man im Wasser aus, beim Rutschen, Springen, Tauchen und Planschen landet immer wieder Sekret aus dem Nasenund Rachenraum im Badewasser.

profil: Ist das Coronavirus im Wasser überhaupt ansteckend?

Sommer: Das ist nicht sehr wahrscheinlich. Im Gegensatz zu Noroviren oder Hepatitis-A-Viren, die im Wasser sehr widerstandsfähig sind, besitzen Coronaviren eine empfindliche Hülle aus Lipiden. Diese ist die Achillesferse des Erregers. Das Problem ist allerdings der Schleim aus dem menschlichen Körper, in dem sich die Viren befinden. Es könnte sein, dass er sie einige Zeit lang vor der Zerstörung schützt. Zudem wissen wir nicht genau, wie viele Viren für eine Ansteckung nötig sind.

profil: Was bedeutet das für Schwimmer?

Sommer: Auch im Wasser Abstand zu halten - in Naturgewässern drei bis vier Meter zu Menschen, die nicht im selben Haushalt leben.

profil: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, das Sekret von anderen abzubekommen?

Sommer: Es geht um die Verdünnung der Viren. Wenn ich mehrere Meter hinter einem anderen Schwimmer kraule, hat sich dessen Sekret verdünnt, bis ich in der Gefahrenzone bin.

profil: Und im Chlorwasser?

Sommer: Hier gelten ein bis zwei Meter Mindestabstand, wie außerhalb des Wassers auch. Die desinfizierende Wirkung des Chlors macht das Coronavirus schneller unschädlich.

profil: Im Trinkwasser sind die Viren aber kein Problem?

Sommer: Trinkwasser kommt nicht mit Ausscheidungen aus Nase und Rachen in Verbindung und ist damit nicht in Gefahr. Dasselbe gilt für das Abwasser. Zwar scheiden Infizierte Viren aus, die aber nach ihrem Weg durch den Verdauungstrakt nicht mehr ansteckend sind.

profil: Gab es bisher Ansteckungscluster in Bädern?

Sommer: In Österreich nicht - die Regeln werden gut eingehalten. In China gab es eine Übertragung in einem Bad mit Sauna, die in einer wissenschaftlichen Studie dokumentiert wurde. Wir haben dies in die Empfehlungen des Gesundheitsministeriums für die zur Wiederöffnung von Bädern einfließen lassen.

profil: Derzeit steigt die Zahl der Infizierten wieder leicht an. Denken Sie daran, die Regeln für das Schwimmen zu verschärfen?

Sommer: Dazu sehe ich keinen Anlass. Für Lockerungen allerdings auch nicht.

profil: Sie beschäftigen sich intensiv mit Krankheitserregern im Badewasser. Gehen Sie selbst noch gerne schwimmen?

Sommer: Auf jeden Fall, zumindest in Österreich! Wir sind einer der wenigen Staaten mit einem Bäderhygienegesetz. In heimischen Schwimmbädern wird das Wasser 24 Stunden am Tag durch Flockungsfiltration gereinigt, weshalb wesentlich weniger Chlor eingesetzt werden muss, als etwa in den USA im Trinkwasser verwendet wird. Ihre Pools reinigen viele Amerikaner sehr unzureichend vor, was sie durch hohe Chlorkonzentrationen auszugleichen versuchen. Dies ergibt unangenehme chemische Nebenprodukte, die Geruchsbelästigung und Hautreizungen zur Folge haben. Solche Bäder meide ich.

 

REGINA SOMMER, 59, leitet die Abteilung Wasserhygiene am Institut für Hygiene und Angewandte Immunologie der MedUni Wien. Sie ist Mitglied des Expertengremiums Bäderhygiene und Bädertechnik im Gesundheitsministerium sowie Teilnehmerin in der nationalen (ASI), europäischen (CEN) und internationalen (ISO) Standardisierung im Bereich Wasserqualität und Bäderwesen.

 

Franziska   Dzugan

Franziska Dzugan

schreibt für das Wissenschaftsressort, ihre Schwerpunkte sind Klima, Medizin, Biodiversität, Bodenversiegelung und Crime.