Cyberama: Die Welt in der Tasche
Das Smartphone ist also 20 Jahre alt. Eigentlich sollte es unseren Alltag komfortabler und effizienter machen. Heute sind wir von den Geräten abhängig, überall klingelt und piepst es, ohne Handy traut man sich kaum aus dem Haus. Die ständige Erreichbarkeit nervt. Und statt unsere Effizienz zu steigern, frisst das Smartphone unsere Zeit. „Leg doch mal das Ding weg“, titelte neulich „Der Spiegel“. Die Headline ist zwar treffend, aber sie greift zu kurz. Es reicht nicht, das Smartphone als Suchtmittel zu betrachten, das wir besser loswerden sollten. Das Smartphone sei eine „Repräsentanz des Kapitalismus“, schreibt der deutsche Blogger Sascha Lobo auf „Spiegel-online“. Vom Smartphone könne man daher lernen, was die Gesellschaft von uns verlangt. Da ist etwas dran. Kein technisches Gerät symbolisiert so sehr die Welt, in der wir leben. Im Smartphone kristallisiert sich gleichsam der Wandel der modernen Gesellschaft – die Digitalisierung, die Globalisierung, die Mobilität. Wer ein Smartphone besitzt, hat die ganze heutige Welt in der Tasche.
Ohne Smartphone funktioniert man heute nicht mehr als Mitglied dieser Gesellschaft.
Nun kann man die kapitalistische Gesellschaft ablehnen. Aber die meisten von uns müssen eben in dieser Gesellschaft leben. Genau deshalb sind wir so abhängig vom Smartphone. Ohne dieses Gerät hätten wir schlicht keinen Zugang mehr zur Wirklichkeit, wir wären isoliert von anderen, wir wären von vielen Informationen abgeschnitten. Insofern „braucht“ tatsächlich jeder ein Smartphone, auch wenn er lieber keines hätte. Ohne Smartphone funktioniert man heute nicht mehr als Mitglied dieser Gesellschaft. Diese Abhängigkeit kann man zwar als eine Art von Sucht charakterisieren. Aber tatsächlich trainiert uns das Smartphone auch darauf, mit dieser Welt besser zurechtzukommen, ob sie uns gefällt oder nicht. Wie denken Sie darüber? Bitte schreiben Sie mir unter [email protected]