Cyberama: Smartphone-Verbot an Schulen? Bloß nicht!
Sollen wir Smartphones an Schulen verbieten? Nein, das sollten wir nicht, habe ich vor zwei Wochen hier geschrieben. Seither erreichten mich Dutzende Leserreaktionen, die meisten negativ. Besonders empörten sich die Leser über mein Argument, dass ein generelles Handyverbot die Freiheit der Schüler einschränken würde. Ich möchte daher meine Position noch einmal begründen. Vieles verbietet der Staat zu Recht. Auch ich bin für das Rauchverbot in Lokalen. Erstens belästigt das Rauchen andere, zweitens kann man als Raucher zur Not vor die Tür gehen, die Freiheit wird dadurch nicht nennenswert eingeschränkt. Aus analogen Gründen wäre ich übrigens auch dafür, das Telefonieren in Restaurants (und in Zugabteilen!) zu untersagen.
Im schulischen Kontext ist das etwas anderes. Kinder verbringen den halben Tag in der Schule. Wer ihnen das Handy wegnimmt, schneidet sie nicht einfach nur von einer potenziellen Ablenkungsquelle ab. Für viele Menschen, und erst recht für Jugendliche, ist das Smartphone heute ein Teil ihres Selbst. Es verbindet sie mit anderen, es erweitert ihren Geist. Das ist die Realität, ob sie uns passt oder nicht. Die Pädagogen sollten lernen, mit dieser Realität produktiv umzugehen, statt sie aus dem Klassenzimmer zu verbannen. Dass Handys dem Lernerfolg schaden, ist keineswegs eindeutig erwiesen. Eine aktuelle Studie der "London School of Economics“ hat zwar gezeigt, dass Schüler bei Tests signifikant besser abschnitten, wenn Handys in der Schule verboten waren - aber dieser Effekt trat vor allem bei den schwachen Schülern auf, bei den guten hingegen zeigte sich kaum ein Unterschied. Die Lehrer sollten das als Herausforderung sehen, den Kindern einen intelligenten und rücksichtsvollen Umgang mit der Technologie beizubringen, wenn das schon die Eltern nicht tun. Dazu gehört zum Beispiel, dass man sein Handy auf lautlos stellt, sobald der Unterricht beginnt. Wie denken Sie darüber?
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