Cyberama von Thomas Vaek: Googlephobie
Das EU-Parlament will Google zerschlagen. Konkret haben die Abgeordneten für eine Resolution gestimmt, in der es um die "Entflechtung von Suchmaschinen und kommerziellen Angeboten geht. Das würde bedeuten, dass Google seine Suchergebnisse nicht mehr mit seinen anderen Angeboten verknüpfen dürfte, zum Beispiel mit Google Maps, der Produktsuche Google Shopping oder dem hauseigenen Flugportal Google Flights. Derzeit platziert der Suchkonzern seine eigenen Angebote einfach oberhalb der eigentlichen Trefferliste, zum Ärger der Wettbewerber, die sich dadurch benachteiligt fühlen. Bereits seit vier Jahren ermittelt die EU-Kommission, ob Google seine Marktmacht missbraucht, mit offenem Ergebnis. Die Parlamentarier schlagen mit ihrer Resolution nun eine ungleich härtere Gangart ein. Das Votum ist zwar nicht bindend. Es erzeugt jedoch Druck auf die Kommission, Google in die Schranken zu weisen - und notfalls eben zu zerschlagen. Dahinter steht das wachsende Unbehagen über die Dominanz des "Datenkraken, der den europäischen Suchmaschinen-Markt zu mehr als 90 Prozent beherrscht. Doch Dominanz allein rechtfertigt noch nicht die Zerschlagung des Konzerns. Die entscheidende Frage ist, ob Google seine Marktmacht missbraucht. Der Suchmaschinenkonzern kann sich erstens darauf berufen, dass niemand dazu gezwungen ist, Google-Dienste zu nutzen. Zweitens können jederzeit neue Wettbewerber in den Markt eintreten, und zwar zu wesentlich geringeren Kosten als in der analogen Welt. Drittens schließlich profitieren die Nutzer von Googles ständig wachsendem Angebot. Eine Zerschlagung Googles liefe auf digitalen Protektionismus hinaus, um die darbende europäische Internetindustrie zu schützen. Und sie ginge auch zulasten der Nutzer. Statt auf die Zerschlagung Googles hinzuarbeiten, sollte die Politik lieber regulierend eingreifen, etwa in Fragen des Datenschutzes. "Googlephobie ist jedenfalls ein schlechter Ratgeber.
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