Cyberama von Thomas Vasek: Gut oder böse?
Ich glaube an den technologischen Fortschritt, wenigstens glaube ich das. Fragt sich nur, was technologischer Fortschritt überhaupt ist. Unter Fortschritt verstehen wir ja gemeinhin eine Entwicklung zum Besseren. Technologischer Fortschritt könnte einerseits bedeuten, dass die Technologien selbst immer besser werden. Auch in diesem Jahr wird es sicherlich immer leistungsfähigere Smartphones geben, immer intelligentere Apps, immer komfortablere Internetdienste. Vermutlich kommt die Apple Watch, vielleicht kommt Google Glass. Und bestimmt gibt es weitere Fortschritte, mit denen jetzt noch keiner rechnet.
Technologischer Fortschritt könnte aber auch heißen, dass die Technologien unser Leben zum Besseren verändern. Und da sind Zweifel angebracht. Denken wir nur an die NSA-Spionage, an den Ärger mit dem Datenschutz, an die Informationsflut, die niemand mehr bewältigen kann. Lauter Errungenschaften, die uns die neuen Technologien gebracht haben. Wo liegt also der Fortschritt, könnte man fragen. Es hilft dabei nichts, die Vor- und Nachteile der digitalen Technologien gegeneinander abzuwägen. Eher sollten wir eine bestimmte Fortschrittsidee hinterfragen, nämlich die Vorstellung, dass der technologische Fortschritt überhaupt ein Ziel hat, wie eben jenes, unser Leben zum Besseren zu verändern. Es gibt kein solches Ziel. Was es gibt, das sind immer neue Technologien, die auf die eine oder andere Weise in unseren Alltag eingreifen. Manche davon bereichern unser Leben, andere schaffen Probleme, viele tun beides zugleich.
Fortschrittspessimismus ist daher genauso unsinnig wie das Gegenteil. An den technologischen Fortschritt zu glauben, das heißt vielleicht nur, offen zu bleiben für das Neue, für die Möglichkeiten, die in technologischen Innovationen stecken, ob sie die Menschheit unterm Strich voranbringen oder nicht.
Wie denken Sie darüber?