Cyberama von Thomas Vaek Schluss mit gratis!
Wie wichtig ist Ihnen Ihre Privatsphäre? Extrem wichtig, werden Sie vielleicht sagen. Zugleich haben Sie vermutlich kein Problem damit, Google, Facebook & Co. mit Ihren persönlichen Daten zu füttern. Wie Millionen andere Nutzer auch. Die Diskrepanz ist bekannt als Privatsphären-Paradox: In Befragungen messen die meisten Menschen Privatsphäre und Datenschutz einen hohen Wert zu, doch in der Praxis verhalten sie sich genau umgekehrt. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als handelten die Leute einfach irrational. Doch diese Erklärung ist unbefriedigend, sie geht von unmündigen Internet-Deppen aus, die nicht wissen, was sie da tun.
Eine andere Erklärung lautet, dass die Nutzer ihre Daten durchaus mit Kalkül preisgeben. Diesen Schluss legt zumindest eine Studie im Auftrag der Deutschen Telekom nahe. Die Teilnehmer bekamen für ein Paket persönlicher Daten Geld angeboten. Das Ergebnis: Mehr als 80 Prozent waren bereit, ihre Daten zu verkaufen, obwohl ihnen der Datenschutz nach eigenem Bekunden wichtig war und zwar für einen Pauschalpreis von nur fünf Euro. Selbst bei detaillierten Datensätzen aus Facebook-Profilen lag der geforderte Preis nicht wesentlich höher. Daraus sollte man nicht den Schluss ziehen, dass die Leute dumm oder unmündig wären. Vielmehr müsse man offenbar die Bereitschaft der Nutzer akzeptieren, Daten gegen Geld zur Verfügung zu stellen, heißt es in der Studie. Das weist einen möglichen Weg in die Zukunft des Datenschutzes: Persönliche Daten sind wirtschaftliche Güter, sie müssen etwas kosten. Das ist kein moralisches Postulat, sondern die Logik des Marktes: Die Internetkonzerne machen mit unseren Daten Milliardengeschäfte, also sollen sie dafür bezahlen und die Nutzer damit an ihren Erträgen beteiligen. Zugleich sollte ein halbwegs liberaler Staat seine Bürger nicht daran hindern, persönliche Daten freiwillig herzugeben. Wie denken Sie darüber?