Cyberama von Thomas Vasek: Das Internet braucht Kontrolle
Das Internet sei "kaputt und antisozial“, erklärte der US-Netzkritiker Andrew Keen kürzlich auf der Münchener "Digital Life Design“-Konferenz. Das ist natürlich Unsinn. Aber es ist Unsinn, der es wert ist, gesagt zu werden. In seinem Buch "Das digitale Debakel“ vertritt Keen die These, das Netz habe seine "Versprechen“ nicht eingelöst. Das "Versprechen“ der Freiheit, der Demokratie, der Emanzipation und Transparenz. Das waren die Ideen der frühen Netzvisionäre. Tatsächlich hat sich das Internet in vielen Bereichen anders entwickelt. Heute haben wir allgegenwärtige Überwachung, allmächtige Konzerne, menschenverachtende Shitstorms und eine narzisstische Selfie-Kultur. Netzkritiker wie Keen erinnern uns daran, welche Werte einst mit dem Internet verbunden waren. Es waren die Werte der Aufklärung - Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Diese Werte müssen wir verteidigen, erst recht in Zeiten der Unruhe und Bedrohung. Das Netz kann eine Plattform des Diskurses und der Aufklärung sein, wir dürfen es daher weder profitgierigen Konzernen noch einem blindwütigen Mob überlassen.
Das Netz reguliert sich nicht von selbst
Das Internet braucht heute ein Mindestmaß an Regulierung, um Grundrechte wie Privatsphäre und Meinungsfreiheit sicherzustellen. Die Visionäre irrten in ihrem Glauben, das Netz müsse "frei“ bleiben, damit haben sie nur den ungehinderten Aufstieg von Google, Facebook & Co. ermöglicht. Das Netz reguliert sich nicht von selbst; es ist kein machtfreier Raum, in dem die Nutzer basisdemokratisch entscheiden. Wenn die Politik nicht eingreift, dann bestimmen die Konzerne und Geheimdienste die Regeln. Und das schadet nicht nur dem Netz, sondern auch der Demokratie. Wie denken Sie darüber? Bitte schreiben Sie mir unter