Cyberama von Thomas Vasek: Mobiler Wahnsinn
In ein paar Jahren wird man Smartphones verbieten. Wer in der Öffentlichkeit telefoniert, wird als Paria gelten, als Geächteter. Man wird diese Leute beschimpfen und verprügeln, ihnen Verweise erteilen, sie ins Gefängnis stecken. Und es wird Tote geben, wenn irgendwo ein Handy fiept. Erst in der Dunkelheit wird man die Nutzer sehen, wie sie flüsternd und tippend an Häuserwänden entlangschleichen, um Polizeikontrollen zu entgehen. So wird es kommen, wenn der Smartphone-Wahnsinn so weitergeht. Erst vergangene Woche konnte man auf dem "Mobile World Congress“ in Barcelona die neuesten Neuheiten bestaunen. Kurz zusammengefasst: Die Geräte werden auch in diesem Jahr besser und leistungsfähiger sein als im Jahr davor. Doch zugleich gelangt die Technologie langsam an ihre sozialen Grenzen. Je mehr das Smartphone unseren Alltag durchdringt, umso mehr wird es zur Belastung. Es nervt einfach, wenn es überall klingelt und piept, wenn Menschen nur noch auf ihre Smartphones starren, statt sich auf ihr Gegenüber zu konzentrieren.
Es ist an der Zeit, sich ein Leben ohne Handy vorzustellen.
Und es gibt erste Anzeichen, dass das Smartphone seine soziale Akzeptanz verliert. Schon heute ist es nicht mehr selbstverständlich, in Restaurants zu telefonieren. Wer seinen Nachrichten-Ton zu laut eingestellt hat, kann schon mal zurechtgewiesen werden. Und in einigen Unternehmen werden vor Meetings die Smartphones eingesammelt, damit die Leute aufmerksam zuhören, statt nebenbei E-Mails zu schreiben. Irgendwann könnte der Punkt erreicht sein, an dem selbst das tollste Smartphone keinen Sinn mehr hat, weil man es kaum noch nutzen kann. Die Entwicklung könnte ähnlich verlaufen wie beim Autofahren, das ja auch nicht mehr sinnvoll ist, wenn man nur im Stau steht. Auch für Smartphone-Nutzer wird es allmählich eng. Es ist an der Zeit, sich ein Leben ohne Handy vorzustellen. Auch wenn das heute unvorstellbar erscheint.
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