Jahresrückblick

Das war 2024: Die letzte Stunde der Klimakleber

Die prägenden Stunden des Jahres. Samstag, 27. Juli, 11 Uhr: Die Letzte Generation protestiert am Wiener Flughafen zum (vorerst) allerletzten Mal.

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Oranges Konfetti rieselt durch das Terminal 3 des Wiener Flughafens. „Öl tötet“, steht in schwarzen Lettern auf einem der orangen Banner, das die Klimaaktivistin Afra Porsche in die Höhe hält. Musik dringt aus den mitgebrachten Lautsprechern, in Reden warnen Porsche und ihre Mitstreiterinnen von der Letzten Generation vor dem Klimakollaps. 670 Polizistinnen und Polizisten haben die rund 50 Protestierenden umzingelt. Viel Aufmerksamkeit ernten die jungen Menschen ohnehin nicht: Reisende hasten mit Rollkoffern vorüber, manche verfolgen das Spektakel von Weitem. „Solange sie sich nicht auf die Piste picken“, sagt ein Passagier achselzuckend.

Es ist die letzte Aktion der Letzten Generation in Österreich, die an diesem Samstagvormittag stattfindet; wenige Tage später verkündet die umstrittenste Klimaaktivisten-Gruppe des Landes ihr Aus. „Wir haben gemerkt, dass Politiker:innen nicht bereit sind, ihre Verantwortung ernst zu nehmen und dass die Menschen nicht aufstehen werden. Deshalb werden wir unseren Protest auch nicht fortführen“, erklärte die Aktivistin Afra Porsche damals. Mit dem berühmten Autobauer ist die Studentin der Sozialanthropologie übrigens nicht verwandt – „Leider. Sonst würde ich mir anständige Klimapolitik einfach kaufen“, scherzt sie beim profil-Interview ein halbes Jahr später. Die fast schon störrische Gleichgültigkeit der Menschen kann sie immer noch nicht fassen. „Nicht einmal die Flut in Niederösterreich hat die Leute aufgeweckt. Alle jammern über das schlimme Wetter, anstatt über die Ursache zu diskutieren.“

Franziska   Dzugan

Franziska Dzugan

schreibt für das Wissenschaftsressort, ihre Schwerpunkte sind Klima, Medizin, Biodiversität, Bodenversiegelung und Crime.