Wissenschaft

Die tödlichen Gifte der Natur: ein Schatz für die Medizin

Spinnen, Schlangen, Blumen: Viele Pflanzen und Tiere sind extrem giftig – und eine Quelle für neue Therapien.

Drucken

Schriftgröße

Sid war in miserabler Verfassung. Er litt an einem Zahnabszess und einer Pilzinfektion. Er behandelte seine Beschwerden mit Naturmedizin: mit Kamille und Schafgarbe. Ob die Therapie anschlug, ist unbekannt. Sid starb vor rund 50.000 Jahren. Seine Überreste wurden zusammen mit den Gebeinen weiterer Neandertaler in der spanischen El-Sidrón-Höhle entdeckt und unter „El Sidrón Adult 1“ katalogisiert. Forschende nannten ihn in Anlehnung an den Fundort kurz „Sid“.

Besonders beeindruckten sie die Praktiken der Selbstmedikation. DNA-Analysen zeigten, dass der Zahnstein des Neandertalers neben Spuren von Kamille und Schafgarbe auch solche der Pappel enthielt. Wusste Sid um deren antientzündliche und antibakterielle Eigenschaften? Ausgeschlossen ist es nicht: Die Pflanzen haben keinen Nährwert und schmecken, von der Kamille abgesehen, unangenehm bitter. Warum sollte Sid sie konsumiert haben, wenn nicht zur Kur seiner Leiden?

Alwin   Schönberger

Alwin Schönberger

Ressortleitung Wissenschaft