Japanischer Knöterich

Ein arger Wüterich: Was hilft gegen den Knöterich-Klon?

Forschung und Naturschutz stehen dem eingeschleppten Japanischen Knöterich seit Jahren mehr oder weniger hilflos gegenüber. Könnte ausgerechnet ein Schaf ihn bändigen? [E-Paper]

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Aggressiv, alles verschlingend und giftig grün: Die Beschreibung des Japanischen Staudenknöterichs klingt, als sei sie dem Drehbuch eines Alien-Horrorstreifens entsprungen. Für die heimische Flora ist das drei Meter hohe Gewächs tatsächlich wie eine Invasion. Ein kleines, angeschwemmtes Wurzelstück reicht, um einen neuen Knöterich-Klon zu bilden. Er wächst jährlich mehrere Meter in die Breite und verdrängt fast jedes Kraut, das vor ihm da war. An den Ufern der Donau von Passau bis Hainburg hat sich der Anfang des 19. Jahrhunderts eingeschleppte Japanknöterich beunruhigend weit ausgebreitet, indem die Wurzeln und Triebe bei Hochwasser oder durch unsachgemäße Pflege verteilt wurden. Das ist nicht nur für die Biodiversität ein Problem, sondern auch für die Stabilität der Dämme: „Da der Knöterich im Winter abfriert, entstehen vegetationslose Erosionsflächen, bis er im Frühjahr wieder austreibt“, sagt Barbara Becker von der viadonau. Deshalb führt die für die Donauufer zuständige Wasserstraßen-Gesellschaft seit Jahren einen Kampf gegen das Gewächs. Versuche mit Abflämmen, Ausstechen und selbst die Behandlung des Wurzelwerks mit flüssigem Stickstoff zeigten wenig Wirkung. Momentan werden die Klone sechs Mal pro Jahr gehäckselt und mit heimischen Gräsern und Kräutern übersät. Doch das ist teuer, und der Erfolg überschaubar.

Deshalb setzt Ökologin Becker nun auf tierische Hilfe: Auf zwei Versuchsflächen im niederösterreichischen Zeiselmauer weiden seit vergangenem Frühjahr neun Kamerunschafe. Die schmächtigen Tiere sind zäh, hitzeresistent und vor allem nicht wählerisch. „Sie knabbern täglich an den jungen Trieben des Knöterichs“, sagt Becker. Das macht sie zur bisher besten Waffe gegen das Kraut. Wie die früheren Versuche zeigten, schadet es der Pflanze am meisten, wenn ihre Triebe möglichst oft geschädigt werden – und genau das erledigen die Schafe. Ein Klon, den sie „bearbeitet“ haben, hatte im Vorjahr 13.000 Triebe und erstreckte sich auf einer Fläche von 25 Quadratmetern. Im heurigen Spätherbst ist die Staude fast nicht mehr zu sehen. Wenige kurze Stängel ragen zwischen Grashalmen hervor, heimischer Salbei und Glatthafer haben sich wieder Platz verschafft. „Das erste Versuchsjahr gibt Anlass zur Hoffnung, den Knöterich längerfristig in den Griff zu bekommen“, sagt Barbara Becker von der viadonau.

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Franziska   Dzugan

Franziska Dzugan

schreibt für das Wissenschaftsressort, ihre Schwerpunkte sind Klima, Medizin, Biodiversität, Bodenversiegelung und Crime.