Wissenschaft

Erdbeben bei Santorin: Vorboten einer größeren Katastrophe?

Die Region um die Urlaubsinsel ist häufig von Erdbeben und vulkanischer Aktivität betroffen. Prognosen über den weiteren Verlauf sind sehr ungewiss.

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Die Kurzformel lautet: normal, aber potenziell gefährlich. So fassen Forschende die momentane Situation im Umfeld der griechischen Insel Santorin zusammen. Seit 26. Jänner traten dort mehr als 1100 Erdbeben auf, deren Zentrum 25 Kilometer nordöstlich von Santorin in vier bis zehn Kilometer Wassertiefe liegt, zwischen der beliebten Ferieninsel und der Insel Amorgos. Im Fachjargon spricht man aufgrund der starken Häufung von einem „Erdbebenschwarm“, wobei die heftigsten Erschütterungen am vorigen Montag eine Magnitude von 5,3 erreichten.

Was haben die bisherigen Naturereignisse zu bedeuten? Lässt sich aus ihnen ablesen, ob sich eine wirkliche Katastrophe anbahnt, wie mitunter prognostiziert wird? Da ist die Rede von noch weitaus größeren Beben, einem Ausbruch des Unterwasservulkans Kolumbo und verheerenden, 20 Meter hohen Tsunamis, wie sie nach einem Erdbeben 1956 auftraten.

Spekulationen über Vulkanausbruch und Tsunamis

Leider lässt sich kaum vorhersagen, was geschehen wird. Die Aktivitäten können demnächst wieder abflauen, ebenso gut können sie aber Vorboten noch gravierenderer Ereignisse sein. Weil Erdbeben zwar langfristig einigermaßen zuverlässig, kurzfristig aber sehr schwer abzuschätzen sind, waren sämtliche Sicherheitsvorkehrungen angebracht: Mehr als 10.000 Menschen verließen Santorin, Schulen wurden geschlossen, Veranstaltungen und Versammlungen in Innenräumen abgesagt. Eine Reise in diese Region der ägäischen Inselwelt kann folglich niemandem angeraten werden.

Außergewöhnlich sind derzeit zwar Frequenz und Stärke der Beben, doch generell ist die Region immer schon von hoher seismischer und vulkanischer Aktivität betroffen. Santorin liegt im Christiana-Santorini-Kolumbo-Vulkanfeld. In dem Gebiet findet sich eine Kette von mehr als 20 Vulkanen im Meer, zudem gibt es Bruchzonen in der Erdkruste, weil sich hier eine Zone befindet, in der es zu Verschiebungen der Erdplatten kommt.

Zentrum der Beben

Diese Grafik des Helmholtz-Zentrums für Geoforschung zeigt, wo die Schwerpunkte der Erdbebenaktivität liegen: nordöstlich der Insel Santorin. Die Insel ist im unteren linken Bereich zu sehen. Die Farben sind nach Wassertiefe abgestuft, wobei dünklere Farbtöne tiefere Gewässer anzeigen. Die Beben ereigneten sich in Tiefen von vier bis zehn Kilometer.

Alwin   Schönberger

Alwin Schönberger

Ressortleitung Wissenschaft