Fastenzeit: 11 Fragen und Antworten zu Fasten, Detox und bewusster Ernährung
Traditionell ist die Fastenzeit eine gute Gelegenheit, Verzicht zu üben, auf zu viel Essen, auf Alkohol oder Fleisch. In den letzten Jahren gab es einen Trend zu extremeren Fastenkuren. Elf Fragen und Antworten zu Fasten, Detox und bewusster Ernährung:
1. Was bringt das Fasten?
Für Erwachsene ist eine vierzigtägige Fastenzeit sicher sinnvoll. Es geht vor allem darum, weniger Fleisch zu konsumieren, keinen Alkohol zu trinken, nicht zu völlern und dem Körper weniger Kalorien zuzuführen. In der westlichen Welt wird ohnehin zu viel Fleisch gegessen.
2. Wie viel Fleisch sollte man generell essen?
Die Österreichische Gesellschaft für Ernährung empfiehlt maximal zwei bis drei Mal die Woche Fleisch zu essen. Verarbeitetes Fleisch, also Wurst und Wurstwaren, sollte man ohnehin nur sehr in Maßen genießen. Bei einem hohem Fleischkonsum, vor allem von rotem und verarbeitetem Fleisch, steigt das Risiko an Zivilisationskrankheiten wie Typ 2 Diabetes zu erkranken.
3. Wie nachhaltig ist Fasten?
Das Fasten kann zu einem gewissen Lern- und Gewöhnungseffekt führen. Der Mensch kann sich an eine bewusstere Ernährung gewöhnen und dadurch eine längerfristige Wirkung erzielen.
4. Wie fastet man richtig?
Es gibt nicht unbedingt wissenschaftliche Empfehlungen oder Rezepte, wie man richtig fastet. Längerfristig sollte man sich an die Richtlinien der bewussten Ernährung halten: Wenig Kalorien zuführen, weniger Fleisch, mehr Obst, Gemüse und Vollkornprodukte über den Tag konsumieren. Am Abend sollte man generell eher enthaltsam sein. Für den Stoffwechsel ist das positiv. Bei extremen Fastenkuren oder Nulldiäten sollte man sich durch einen Arzt medizinisch betreuen lassen.
5. Wie sinnvoll sind extreme Detox-Kuren?
Die Nachhaltigkeit von extremen Kuren muss man in Frage stellen. Wichtiger wäre es, die Ernährung längerfristig umzustellen und zu optimieren. Detox-Kuren, wie zum Beispiel die F.-X-Mayr-Kur, sollten nur im Rahmen einer medizinischen Betreuung stattfinden. Auf eigene Faust und im Berufsleben stehend, sind diese Kuren nicht zu empfehlen.
6. Können Detox-Kuren gefährlich sein?
Grundsätzlich kann der Mensch bis zu einem Monat ohne Nahrung auskommen. Das wäre extremes Hungern. Die Leistungskurve fällt dabei rapide ab. Es kann hier zum Beispiel schneller zu Unfällen kommen.
7. Kann man mit einer Fastenkur Krankheiten heilen?
Mit einer vierwöchigen Fastenkur kann man langfristig nur wenig bewirken. Man kann unter Umständen ein wenig Abnehmen, gewisse Stoffwechselwirkungen, wie zum Beispiel günstigere Blutfettspiegel erwirken. Wenn man den gesunden Lebensstil nicht weiter verfolgt, ist der Ursprungszustand sehr schnell wieder hergestellt.
8. Hat das Fasten eine psychologische Wirkung?
Dazu gibt es wenig seriöse Studien. Fasten ist aber eine Art der Reinigung für Körper und Geist. Bei einigen Menschen kann sich die Einstellung zum Leben ändern. Sie sind unter Umständen energiegeladener, weniger müde, motivierter und besser gelaunt.
9. Welche Personen sollten fasten?
Die typischen Kandidaten wären: Übergewichtige Personen mit einem Typ 2 Diabetes und Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen; also viele Österreicher. Ein Problem ist, das gerade Menschen, die sich bereits gesundheitsbewusst ernähren, fasten. Fasten müsste aber insbesondere der adipöse Mann mit ungesundem Lebensstil.
10. Welche Personen sollten nicht fasten?
Kinder und Jugendliche, die noch in der Wachstumsphase sind. Schwerkranke Menschen, zum Beispiel Krebspatienten, sollten nicht fasten. Aber auch Personen, die untergewichtig sind oder an einer Mangelernährung leiden. Nach akuten Erkrankungen, wie grippalen Infekten, sollte man auch auf eine Fastenkur verzichten.
11. Ist die christliche Fastenzeit ein guter Zeitpunkt zum Fasten?
Wenn man sich über die Wintermonate wenig bewegt und zugenommen hat, macht das durchaus Sinn. In der westlichen Welt, die im Überfluss lebt, wäre eine kalorienreduzierte Kost aber für das gesamte Jahr sinnvoll.
Zur Person:
Cem Ekmekcioglu,
ist Mediziner, Wissenschaftler und Ernährungsexperte an der Medizinischen Universität Wien. Ekmekcioglu wuchs in Deutschland auf, lebte in Istanbul und in Wien. Heute lehrt er in der Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin. Zu seinen Publikationen zählen Veröffentlichungen zu dem Themenkomplex Ernährung; vor kurzem erschienen ist im Herder Verlag auch sein Buch „Das Glück der Berührung“.