Der jüngste Ausbruch des Ätna am 12. November in Sizilien

Flugchaos, Evakuierungen, Erdbeben: Wie gefährlich sind Europas Vulkane?

Der Ätna speit, der Supervulkan bei Neapel brodelt, in Island bricht eine Stadt auseinander: Wie groß die Gefahr in Europa aktuell ist – und ob ein Flugchaos wie beim Ausbruch des Eyjafjallajökull 2010 droht.

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„Wir sollten hier nicht länger rumhängen“, sagte der Vulkanologe Gregory de Pascale von der Universität Island vergangene Woche. Für ein TV-Interview hatte er sich vor den dampfenden Graben begeben, der die Kleinstadt Grindavik im Süden Islands seit Kurzem durchzieht. „Der Boden, auf dem wir gerade stehen, senkt sich immer weiter ab, jener hinter dem Riss hebt sich“, so de Pascale. Je 1,20 Meter breit und tief ist der Spalt an manchen Stellen schon, er zieht sich durch Straßen, Häuser, Gärten, Parks. Das Land im Westteil des Küstenorts auf der Halbinsel Reykjanes sackte insgesamt um einen ganzen Meter ab. Das Ausmaß der Schäden in Grindavik erinnere ihn an das verheerende Erdbeben im neuseeländischen Christchurch 2011; nur dass die Katastrophe nicht binnen zwei Sekunden, sondern wie in Zeitlupe ablaufe, so der Geologe.

Schon seit Ende Oktober brodelt es, die Erde unter Grindavik bebte Tausende Male. Auf einer Länge von 15 Kilometern bewegt sich Magma unter der Oberfläche. Nach vielen schlaflosen Nächten hieß es am 11. November für die knapp 4000 Bewohnerinnen und Bewohner: Raus aus ihren Häusern, raus aus der Stadt, möglicherweise ohne Wiederkehr. Die außerhalb von Grindavik liegende, weltberühmte Blaue Lagune wurde ebenfalls evakuiert. Auch wenn sich die Lage zuspitzt: Niemand kann sagen, wann und wo es zu einem Ausbruch des Magmas unter der Halbinsel kommen wird – und ob überhaupt.

Zwei weitere Vulkane machen Europa derzeit Sorgen: Der Supervulkan bei Neapel rumorte in den vergangenen Monaten immer heftiger, die Behörden tüfteln bereits seit einiger Zeit an Evakuierungsplänen für mehr als 360.000 Menschen. Auf Sizilien spie indes der Ätna vergangenen Sonntag eine Lavafontäne in 4,5 Kilometer Höhe. Wie aber kann es sein, dass sogar die weltweit am besten überwachten Vulkane unberechenbar bleiben? Und droht ein weiteres Flugchaos wie 2010 beim Ausbruch des Eyjafjallajökull auf Island? profil hat bei Austrian-Airlines-Pilot Rudolf Buchsteiner und Markus Pohanka von der Flugsicherung Austro Control nachgefragt.

Eyjafjallajökulls Aschewolken über Island im Frühjahr 2010

Ist Europa heute besser vorbereitet?

Franziska   Dzugan

Franziska Dzugan

schreibt für das Wissenschaftsressort, ihre Schwerpunkte sind Klima, Medizin, Biodiversität, Bodenversiegelung und Crime.