Heimische Wildnis: Urwälder in Österreich
Einen heimischen Urwald zu erkennen, ist gar nicht so einfach. Man muss sich den Weg nicht, wie in den Tropen, mit einer Machete freischlagen. Stattdessen stapft man im Nationalpark Kalkalpen durch knöcheltiefes Buchenlaub. Auf den sonnendurchfluteten Hängen im Kohlersgraben bei Großraming stehen Buchen, Fichten und Tannen aller Altersstufen: Manche sind gerade hoch genug, um ihre Wipfel aus dem Laub zu recken, andere wiegen ihre jugendlich schlanken Stämme im Wind. Ihre Chance wird kommen, wenn einer der sie überragenden Riesen von Alters wegen zu Boden stürzt und den Himmel freigibt.
Drei Urwälder zählt Österreich derzeit: Sie befinden sich im Nationalpark Kalkalpen sowie im Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal, die beide 2017 zum Unesco-Weltnaturerbe ernannt wurden. Im Lainzer Tiergarten im Wienerwald sind ebenfalls unberührte Waldstücke zu finden. Lange dachte man, diese Gebiete seien die einzigen Überreste ursprünglicher Wälder im gesamten Alpenraum. Jedoch: Immer wieder werden Expertinnen und Experten im Dreieck zwischen dem Nationalpark Kalkalpen, dem Nationalpark Gesäuse und Dürrenstein fündig.
Das Gebiet wird wegen der ab dem 11. Jahrhundert florierenden Eisenproduktion auch heute noch Eisenwurzen genannt. Die Wälder ringsum lieferten dafür die Holzkohle. Die Bäume in den heutigen Nationalparks wurden also über Jahrhunderte intensiv genutzt. Dennoch stehen mehrere abgelegene Schluchten, steile Hänge und Talschlüsse unter „Urwaldverdacht“, sagt Andreas Hollinger vom Nationalpark Gesäuse: „Zu beschwerlich war es für die Menschen, Holz in solchen Lagen zu schlagen und abzutransportieren, weshalb die Natur sich selbst überlassen blieb – bis heute.“
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