Homöopathie

Die neue Esoterik: Quanten statt Räucherstäbchen

Wundergeräte sollen Krankheiten mit Schwingungen heilen – und sind doch nur teurer Humbug. Dank sozialer Medien boomen solche Apparaturen.

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Von Jana Meixner

Plötzlich war er überall. Auf Instagram und TikTok, auf Shopping-Portalen im Internet und auf Gesundheitsmessen in der analogen Welt: der Healy, ein kleines Kästchen, das uns mit Stromimpulsen und Frequenzen heilen, Wohlbefinden und Harmonie bewirken soll. Kaum eine Wundertat, zu der Healy nicht imstande sein soll: Er bekämpft angeblich Schmerzen, Migräne und Fibromyalgie, wirkt unterstützend bei Depressionen, Ängsten und Schlafstörungen.

Je nach Ausführung wird weiters versprochen, das eigene bioenergische Feld oder die Umwelt zu harmonisieren sowie der Balance von Körper, Geist und Seele auf die Sprünge zu helfen. Diese Leistungen haben natürlich ihren Preis: Je nach Edition muss man 500 bis 4750 Euro lockermachen.

Vor allem die in den sozialen Medien lancierte Werbung vermittelt den Menschen, dass das gut investiertes Geld ist – auch wenn Verbraucherschutzorganisationen mittlerweile vor dem Gerät warnen: Verkäuferinnen und Verkäufer würden demnach behaupten, das Gerät helfe gegen Krebs oder Multiple Sklerose. Solche Versprechen seien nicht nur gefährlich, sondern auch gesetzeswidrig.

Schwingende Organe

Bei einer Gesundheitsmesse in Wien besteht die Gelegenheit, den „kleinen Helfer gegen Schmerzen“, wie ihn die Herstellerfirma nennt, selbst auszuprobieren. Hinter einem Tisch sitzen zwei Herren in weißem T-Shirt. Vor ihnen liegt ein Gerät, so groß wie eine Zigarettenschachtel, ebenfalls weiß. Ob man mal probieren wolle, fragt einer der beiden Herren. Und erklärt, dass darin ein Quantensensor verbaut sei. Dieser messe die Schwingungen jeder einzelnen Körperzelle. Daraufhin gebe er maßgeschneiderte elektrische Impulse ab, die krankheitsbedingt veränderte Schwingungen wieder ins Lot bringen sollen.

Während der eine redet, klebt der andere der beiden Herren zwei kleine Elektroden an die Handgelenke der interessierten Besucherin. Die Elektroden sind über zarte Kabel mit dem Kästchen verbunden. Ebenso wie eine App fürs Handy, über die man nun aus verschiedenen Programmen wählen kann: vom Programm für erholsamen Schlaf über eines für schmerzende Gelenke bis zum Entspannungsprogramm nach einem stressigen Arbeitstag. Jedes Organ schwinge in einer bestimmten Frequenz, erklärt der Herr weiter. Schickt der Healy nun Strom in dieser Frequenz durch den Körper, könnten einzelne Organe gezielt geheilt werden.

Gibt es was gegen Sodbrennen? Klar, man wählt das Magenprogramm mit 633 Hertz – und spürt prompt Strom fließen. Auf die Frage, woher man denn wisse, dass der Magen ausgerechnet mit 633 Hertz schwinge, lacht der Herr in Weiß: Das wäre doch wissenschaftlich erwiesen.