Das Ende des Amazonas: Der größte verbliebene Regenwald der Welt zu Zeiten der Ureinwohner, 2500 als lebensfeindliches Gebiet.

Klimakatastrophe: So wird unsere Welt im Jahr 2500 aussehen

Klimaforscher prognostizieren erstmals die Welt im Jahr 2500. Es drohen unbewohnbare Landschaften und Hungersnöte. Wie lässt sich die Katastrophe abwenden?

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Die Illustrationen von unserem Planeten im Jahr 2500 gleichen Horrorszenarien: Der Amazonas eine unbewohnbare Wüste, Indien ob der Hitze kaum betretbar, tropische Temperaturen in der heutigen Kornkammer der USA. Ein internationales Forscherteam um Christopher Lyon, Erin Saupe und Chris Smith und  wirft einen Blick in die Zukunft jenseits der bisherigen Klimaprognosen, die meist nur bis zur nächsten Jahrhundertwende reichen. „Wer jetzt geboren wird, ist 2100 in seinen 70ern. Wir müssen uns damit beschäftigen, wie die Welt für deren Kinder und Enkel aussehen wird“, sagt die Paläobiologin Erin Saupe von der Universität Oxford.

Machen wir weiter wie bisher, sind weite Teile der Welt nach 2100 menschenfeindliche Gebiete, warnen die Wissenschafter im Vorfeld der am 31. Oktober beginnenden UN-Klimakonferenz im schottischen Glasgow. Mithilfe des britischen Atmosphären-Ozean-Modells HadCM3 simulierten sie drei gängige Klimaszenarien. Das erste rechnet mit dem Erreichen des Zwei-Grad-Zieles, das zweite mit einem moderaten Klimaschutz und einer Erwärmung von 2,6 Grad. Das dritte Szenario geht von einem fast ungebremsten -Ausstoß aus, der die Erde bis 2500 um fünf Grad erwärmen würde.

Hitzewellen und bizarre Landschaften

Das Ergebnis der Modellrechnung ist eindeutig: Nur wenn wir das Zwei-Grad-Ziel erreichen, lässt sich die Erderwärmung ab der Jahrhundertwende relativ stabil halten. Auch dann werden Überschwemmungen, Dürre, Stürme und der steigende Meeresspiegel der Menschheit zu schaffen machen – aber in einem erträglicheren Maß.

Verfehlen wir die Pariser Klimaziele, werden große Teile der Welt zu lebensfeindlichen Mondlandschaften. Sowohl unter dem zweiten als auch unter dem dritten Szenario wären in vielen Regionen Afrikas, auf der Arabischen Halbinsel, in Südostasien, im Amazonasgebiet und im Norden Australiens nach dem Jahr 2100 extreme Hitzewellen zu erwarten. In Indien etwa wären die Temperaturen mindestens die Hälfte des Jahres so hoch, dass der Aufenthalt im Freien nur mit kühlenden Schutzanzügen möglich wäre. Die Regenfälle des Monsuns würden sich in dem bevölkerungsreichen Land verdoppeln.

Der Amazonas, heute der größte Regenwald der Erde, würde wie viele andere Urwälder auch, zur kargen Steppenlandschaft verkommen. Heute beherbergt der Amazonas ein Drittel der bekannten Flora und Fauna, 2500 wäre der Großteil verschwunden – und mit ihm die Menschen. Die Temperaturen wären zu hoch und die Wasserreserven aufgebraucht, so die Prognosen. Doch nicht nur südliche Weltgegenden wären betroffen: Auch in unsere Breiten würden die extremen Hitzezonen vordringen.

Landwirtschaft der Extreme

Mais, Erdäpfel, Getreide, Reis: Viele Grundnahrungsmittel würden nach 2100 knapp werden, würde der Klimawandel ungebremst fortschreiten. Obwohl die Anbaugebiete auf beiden Hemisphären in Richtung der Pole wandern würden, rechnen die Experten mit einem Rückgang von 15 Prozent der Ernte in den Tropen und von 18 Prozent in den gemäßigten Breiten. Hungersnöte wären damit vorprogrammiert. Ein Beispiel ist die heutige Kornkammer der USA im Mittleren Westen Nordamerikas. Wo heute Getreidefelder wogen, könnten 2500 höchstens noch Ölpalmen gedeihen. Derzeit herrschen dort im Sommer durchschnittlich 28 Grad, in einigen Hundert Jahren wären es durchschnittlich 36 – mit Spitzen von bis zu 45 Grad. Das stresst nicht nur die Pflanzen, sondern auch den Menschen. Die Arbeit auf den Feldern würden dann wahrscheinlich Roboter und Drohnen erledigen, mutmaßen die Studienautoren.

Völlig anders gestaltet sich die ferne Zukunft, wenn wir die Klimaziele erreichen. Denn dann prognostizieren die Experten bis 2500 einen Rückgang der Ernten in gemäßigten Zonen von drei Prozent, dafür einen Anstieg tropischer Lebensmittel um ebenfalls drei Prozent.

Ist die Wende noch zu schaffen?

Klimaforscher Chris Smith ist davon überzeugt: „Noch haben wir unsere Zukunft in der Hand.“ Doch das Zeitfenster ist gefährlich klein. In den nächsten zehn Jahren müssen die Emissionen um die Hälfte sinken, bis 2050 muss die Welt klimaneutral sein – das wird ein gigantischer Kraftakt. Vor wenigen Jahren war Smith, der an den Prognosen für 2500 beteiligt war und derzeit am Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg  forscht, pessimistisch. Doch der Wind habe sich dank der Aktivistinnen und Aktivisten von Fridays for Future gedreht, sagt er: „Das Klima steht nun endlich auf den Prioritätenlisten der Politik, auch wenn noch immer zu wenig geschieht.“ Mit Präsident Joe Biden sind die USA wieder an Bord, China und Russland wollen immerhin bis 2060 klimaneutral werden. Smith: „Es muss deutlich schneller gehen, aber die Richtung stimmt.“ Aktuelle Debatten über das Klima finden Sie in unserem Tauwetter-Podcast auf profil.at/tauwetter.