Er zeigt wahrscheinlich die Göttin Venus und war einst lachsfarben, fast pink bemalt. Die Farbe entstand aus Kalzit, rotem und gelbem Ocker – und aus Ägyptisch Blau, das dem Gesicht der Göttin eine kühlere Note verleihen sollte.
Wissenschaft

Knallbunte Antike: Forschung auf der Spur verschwundener Farben

Die Antike war nicht weiß, sondern grell und farbenfroh. Ein Wiener Forschungsteam spürt Farben auf, die Tausende von Jahren unsichtbar waren.

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Göttinnen in opulenten Gewändern, Helden auf stolzen Pferden, gigantische Tempel: In der Vorstellung der meisten Menschen ist die Antike vor allem immer noch eines: weiß. Doch die Forschung weiß schon lange, dass das nicht stimmt. Das Gegenteil war der Fall. Die alten Römer und Griechen bemalten ihre Statuen und Tempel in prächtigen Farben. Polychromie lautet der Fachbegriff in der Altertumsforschung, das griechische Wort für Vielfarbigkeit. Soll heißen: Die Antike war bunt, knallbunt sogar.

Alexandra Rodler-Rørbo, Niki Gail und Judith Wurzer vom Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sind der farbenfrohen Welt von damals auf der Spur. Seit Jahren forschen die drei in Ephesos, einer der bedeutendsten Städte der Antike. Dort stand mit dem Artemis-Tempel eines der sieben Weltwunder, dort lebte der berühmte Philosoph Heraklit – und die Römer ernannten Ephesos später zur Hauptstadt der Provinz Asia mit 200.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Stadt in der heutigen Türkei war bunter, als wir es uns vorstellen können. Durch Staub, Sonne, Luft, die Zeit – und nicht zuletzt durch die Bürsten früherer Archäologen – ist die einstige Farbenpracht verwittert und verblasst.

Franziska Dzugan

Franziska Dzugan

schreibt für das Wissenschaftsressort, ihre Schwerpunkte sind Klima, Medizin, Biodiversität, Bodenversiegelung und Crime.