Lebenszeichen im All: Vier Fragen zur Entdeckung auf der Venus
Was haben die Forscher nun genau entdeckt?
Zwei Forscherteams rund um Jane Greaves von der Universität Cardiff und Sara Seager vom Massachusetts Institute of Technology konnten in der oberen Venus-Atmosphäre die Existenz des Gases Monophosphan (PH3) nachweisen. Mithilfe von Teleskopen entdeckten die Wissenschaftler Spektrallinien, die nur bei Monophosphan vorkommen. Spektrallinien werden häufig genutzt, um Atome und Moleküle zu identifizieren, da diese Licht unterschiedlich abgeben oder absorbieren. Und genau so ein spektroskopisches Signal konnten die Forscher nun für das Molekül Monophosphan in der Venus-Atmosphäre nachweisen. Die gemessene Konzentration ist nur dadurch erklärbar, dass das Gas regelmäßig neu entsteht, da die Verbindungen in der sauren Atmosphäre des Planeten sonst schnell zerstört werden sollten. Und nachdem dieses Gas auf der Erde nur von Mikroorganismen oder industriell produziert wird, könnte dies einen Hinweis auf mögliches Leben in den Wolken der Venus geben.
Heißt das, es gibt Leben auf der Venus?
„Wir behaupten nicht, dass wir Leben auf der Venus gefunden haben“, stellte Seager bei einer Pressekonferenz am Montag klar. Das Vorkommen des Gases weise zunächst nur auf unbekannte geologische oder chemische Prozesse hin und sei noch kein belastbarer Beleg für eine biologische Quelle auf der Venus.
Auch die österreichische Astrophysikerin Lisa Kaltenegger von der Cornell University unterstreicht, dass die Oberfläche der Venus mit Temperaturen von 450 Grad Celsius extrem lebensfeindlich sei und selbst das „Leben in der Atmosphäre nicht sehr wahrscheinlich“ ist. Jedoch könne das entdeckte Monophosphan auf die Existenz von Bakterien hinweisen, die auch auf der Erde unter extremen Bedingungen lebensfähig sind. Die Wolken bestehen nämlich zwar zum großen Teil aus Schwefelsäure, wichtige Elemente wie Kohlendioxid und Wasser konnten aber ebenso festgestellt werden.
Wo hab es bisher Hinweise auf außerirdisches Leben?
Forscher versuchen bereits seit Jahrzehnten Leben außerhalb der Erde nachzuweisen. Die ersten Versuche gehen zurück auf das Jahr 1971, als die NASA zwei Viking-Sonden auf den Mars sendete. Bei deren Untersuchungen sollte festgestellt werden, ob die Bedingungen auf erdähnlichen Planeten wie dem Mars, Merkur oder der Venus das Entstehen zumindest von primitivem Leben wie Bakterien und Viren begünstigen könnte. Messungen auf dem Mars wiesen beispielsweise eine erhöhte Methankonzentration nach. Da der Großteil des Methans auf der Erde durch Lebewesen erzeugt wird, spekulierten und spekulieren Forscher darüber, dass dessen Ursprung auf die Aktivität von Mikroben zurückgehen könnte – dahinter könnte aber auch ein rein anorganischer Prozess stecken.
Was bedeutet das für die Forschung?
Bisher wurde davon ausgegangen, dass der Mars aufgrund der gefundenen Methankonzentration jener Himmelskörper im Sonnensystem ist, auf dem Leben am ehesten möglich sein könnte. Die neue Entdeckung wird den Fokus bei der Suche nach außerirdischem Leben nun auf die Venus verschieben, unterstreicht NASA-Chef Bridenstine. Um das Phänomen besser verstehen zu können, werden noch zahlreiche Untersuchungen und auch Messungen auf der Venus selbst notwendig sein, so das Forscher-Team rund um Greaves und Seager.