Let’s roam!
Die EU will die Roaming-Gebühren nun doch nicht ganz abschaffen. Nach einem Beschluss aus dem Vorjahr sollten die Aufschläge für die Handynutzung im EU-Ausland ab Sommer 2017 eigentlich entfallen; allerdings hatte man mögliche Einschränkungen offengelassen. Der Jubel über die Ankündigung war zunächst groß. Nun ist die Enttäuschung umso größer: Nach dem aktuellen Entwurf der EU-Kommission sollen Handynutzer im EU-Ausland künftig nur 90 Tage ohne Zusatzkosten telefonieren können. Außerdem können die Betreiber von ihren Kunden verlangen, sich nach 30 Tagen wieder im Heimatnetz einzuloggen. Für normale Urlauber mag das in Ordnung sein, nicht aber für Geschäftsreisende und andere, die sich häufig im europäischen Ausland aufhalten. Vom versprochenen "Ende des Roamings“ kann also keine Rede sein. Nun kann man die wirtschaftlichen Gründe für die Einschränkungen nachvollziehen. Die Telekom-Konzerne müssen irgendwie ihre sinkenden Einnahmen ausgleichen; zugleich brauchen sie dringend Geld für den Ausbau der Netze.
Es kann nicht sein, dass Europäer in Europa Angst vor Zusatzkosten beim Telefonieren haben müssen.
Die neue Regelung soll verhindern, dass Handynutzer mit billigen ausländischen Anbietern Verträge abschließen, die sie dann in ihrer Heimat nutzen. Aber in der Roaming-Frage geht es eben nicht nur um wirtschaftliche Erwägungen. Es geht vielmehr um europäische Politik - und um das Lebensgefühl der europäischen Bürger. Es kann nicht sein, dass Europäer in Europa Angst vor Zusatzkosten beim Telefonieren haben müssen. Wer im EU-Ausland höhere Handygebühren bezahlen muss, wird sich auch wie "im Ausland“ fühlen. Die Abschaffung der Roaming-Gebühren hingegen könnte das europäische Gemeinschaftsgefühl stärken. Vielleicht muss man sogar noch radikaler sein. Mein Vorschlag: Ein bestimmtes Kontingent an Gratisstunden für alle Handynutzer innerhalb der EU - freies Telefonieren, freies Internet für freie Menschen in einem freien Europa. Wie denken Sie darüber? Bitte schreiben Sie mir unter [email protected]