Medizin 2025: Die Nachfolger von Ozempic, neue Schmerzmittel
Die Lebensmittelindustrie erzitterte 2024 vor der Fettweg-Spritze Ozempic, die Hunger auf Fettes, Süßes und Fertiggerichte drastisch reduziert. Er bekomme immer wieder verzweifelte Anrufe von Junkfood-Produzenten, berichtet Lars Fruergaard Jørgensen, der Chef des Ozempic-Herstellers Novo Nordisk. „Sie fürchten sich vor uns“, so Jørgensen kürzlich im Nachrichtenportal Bloomberg. Kein Wunder: Mehr als sieben Millionen Menschen weltweit nutzen das Präparat mittlerweile, Tendenz stark steigend.
Retatrutid ist noch effektiver
Nestlé und Konsorten werden sich gesündere Rezepte überlegen müssen, denn 2025 drängen die Nachfolger des Wirkstoffs Semaglutid in die Zulassung. Retatrutid vom Pharmakonzern Eli Lilly zum Beispiel, das anstatt auf einen auf drei Typen von Hormonrezeptoren wirkt und noch effektiver sein soll. In klinischen Studien verloren die Teilnehmenden im Schnitt 24,2 Prozent ihres Gewichts, die aktuellen Wirkstoffe schaffen 15 bis 20 Prozent Reduktion. Vereinfacht gesagt imitieren die Medikamente körpereigene Sättigungshormone und fördern damit das Sättigungsgefühl, nachzulesen hier.
Die neue Abnehmpille Orforglipron
Eli Lilly hat noch ein weiteres Ass im Ärmel: Mit der Pille Orforglipron will das Unternehmen den Abnehmspritzen Konkurrenz machen. Schafft sie die Zulassung, ist sie angenehmer einzunehmen, leichter zu produzieren und könnte in der Folge billiger zu haben sein als Ozempic oder Wegovy.
Andere Verwendung für Ozempic: Süchte, Nierenerkrankungen, sogar Alzheimer?
Die Abnehmspritzen verwandelten sich in den vergangenen Jahren zu wahren Wunderwaffen. Nach und nach entdeckte man, dass sie auch die Lust auf Alkohol drastisch reduzieren und besser gegen Alkoholmissbrauch wirken als die bislang verschriebenen Medikamente (nachzulesen hier). Chronische Nierenerkrankungen ließen sich durch Semaglutid ebenfalls lindern. Aktuell laufen zudem Studien zu weiteren Süchten und Krankheiten wie Parkinson und Alzheimer. Man darf gespannt sein: Wahrscheinlich halten die Präparate 2025 weitere Überraschungen bereit.
Neue Pille gegen Schmerzen
Wenn die US-Zulassungsbehörde FDA einen neuen Wirkstoff besonders vielversprechend findet, verleiht sie ihm den Status „Breakthrough Therapy“. Suzetrigin ist so eine Durchbruchstherapie, die in den USA durch ein beschleunigtes Verfahren noch Anfang dieses Jahres zugelassen werden dürfte (und in der Folge wohl auch in Europa). Das Medikament lindert Schmerzen über einen völlig neuen Weg: Es blockiert Nervenkanäle namens NaV1.8, die außerhalb des Rückenmarks und des Gehirns liegen, und soll damit verhindern, dass die Schmerzsignale ins Gehirn gelangen. Suzetrigin verspreche weniger Nebenwirkungen und ein geringeres Abhängigkeitspotenzial als Opioide, die im zentralen Nervensystem wirken, so der US-Pharmakonzern Vertex, der die Schmerzpille entwickelt hat.
Preppen für die nächste Pandemie
Vor ziemlich genau fünf Jahren, am 16. März 2020, schickte der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) das Land in den ersten Lockdown. Nicht nur Österreich, die ganze Welt versank in einem Chaos aus Maßnahmen gegen SARS-CoV-2 und schließlich im Kampf um Masken, Medikamente und Impfungen. Das soll künftig besser laufen, findet die Weltgesundheitsorganisation WHO und begann 2022 einen Pandemievertrag zu verhandeln. 2024 scheiterte eine Einigung am Widerstand der Pharmaindustrie, an der Angst von Entwicklungsländern, die Versorgung der Schwächsten werde wieder vernachlässigt, und an Fake News, die WHO wolle damit Lockdowns und Impfzwang verordnen. Im Mai 2025 folgt der nächste Anlauf.
Welche Erreger dem Virologen Florian Krammer besondere Sorgen bereiten
In Österreich ist Florian Krammer seit Jahresbeginn oberster Virenbeobachter. Er leitet das frisch gegründete Ignaz Semmelweis Institut für Infektionsforschung (ISI), das in Wien Krankheitserreger erforschen und das Land auf etwaige Infektionswellen vorbereiten soll. Welche Keime bereiten Florian Krammer 2025 besondere Sorgen? „Vier der letzten sechs Pandemien waren Influenza-Pandemien. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Grippe wieder zum Problem werden wird. Und auch in der Familie der Coronaviren gibt es potenziell problematische Vertreter“, sagte Krammer kürzlich im Ö1-Morgenjournal. Die Vogelgrippe, das Nipa- und das Dengue-Virus sowie das von Mäusen übertragene Hantavirus werde sein Institut heuer besonders im Auge haben.