Medizin-Fakultät in Linz: Geburtsschmerzen
Für die ersten 60 Plätze an der neuen Medizin-Fakultät der Linzer Universität startet ab 1. März das Anmeldeverfahren. Dass zuvor der Nationalrat am 24. Februar die neue Forschungs- und Lehreinrichtung genehmigen wird, gilt als fix. Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer hat sein ganzes politisches Gewicht für das Prestigeprojekt eingesetzt. Dass der neue Wissenschaftsminister, Reinhold Mitterlehner, auch aus Oberösterreich kommt, trifft sich da gut.
Nur ein kleinlich wirkender Streit zwischen dem schwarz geführten Land Ober-österreich und der rot regierten Stadt Linz über die Finanzierung der künftigen Uni-Kliniken stört noch die Jubelstimmung. Der Konflikt soll spätestens im Herbst beigelegt werden. Dann starten die ersten Linzer Medizinstudenten ihr Studium provisorisch an der Grazer Med-Uni. Und dann beginnt auch die Berufung der Uni-Professoren für 24 Institute in Linz. Auch deren Gehälter bezahlt zum Teil der Bund.
Von den Konkurrenz-Unis in Wien und Innsbruck kommt harte Kritik. So sei die Höhe des klinischen Mehraufwands, den der Bund den Spitalserhaltern der drei künftigen Linzer Uni-Kliniken vergüten muss, noch völlig offen, warnt der Rektor der Wiener Medizinischen Universität, Wolfgang Schütz. Dass der Bund weil das Projekt für die Republik so wichtig ist (Schütz) bis zum Jahr 2018 die Linzer Med-Fakultät mit 36 Millionen Euro aus den Rücklagen des Finanzministeriums unterstützen wird, sei unverständlich. Diese Mittel wären sinnvoller angelegt, wenn sie zur Gänze in das Globalbudget für die 21 öffentlichen Universitäten flössen, so Schütz.
Ähnlich argumentieren auch Innsbrucker Kollegen. Die Innsbrucker Med-Uni habe sich auf dem Gebiet der Krebsforschung, der Neurowissenschaften und des Organ- und Gewebeersatzes internationale Anerkennung erworben, heißt es im Rektorat. Daher seien Budgetkürzungen nicht vorstellbar. Wir gehen davon aus, dass es zu keiner Reduktion von Ressourcen kommen wird, verweist Vize-Rektor Gustav Fraedrich auf frühere Zusagen der Politik. Wenn dem so ist, dürfen die finanziellen Mittel für das Globalbudget und für die Forschung nicht kleiner werden.
Doch eine Ausweitung der Medizinstudienplätze in Österreich könnte eine für alle Med-Unis unangenehme Folge haben, warnt Fraedrich. Die EU-Kommission könnte die gegenwärtige Quotenregelung 75 Prozent der Medizin-Studienplätze sind für Bewerber mit österreichischem Matura-Zeugnis reserviert wieder abschaffen.
Der frühere Wissenschaftsminister Erhard Busek hält vier Medizin-Unistandorte plus die private Ärzteausbildung in Salzburg für überzogen. Niemand soll glauben, dass die neue Medizin-Fakultät den Ärztemangel im Mühlviertel beheben wird, ätzt Busek: Dort werden wieder nur viele deutsche Studenten als Ärzte für Deutschland ausgebildet werden.
Der Rektor der Linzer Kepler-Universität, Richard Hagelauer, hält Sorgen seiner Kollegen, dass der Kuchen für alle kleiner werde, für völlig unbegründet. Ab dem Jahr 2017 werde das Budget für die Universitäten vom Bund wie zugesagt aufgestockt werden.
Der Bedarf für eine neue Mediziner-Ausbildungsstätte in Österreich sei durchaus gegeben. Hagelauer will nach dem Vorbild des Medizin-Clusters in Nürnberg-Erlangen ein Medical Valley in Oberösterreich aufziehen. Da die neue Fakultät in Linz nicht als eigene Med-Uni wie etwa in Wien oder Graz aufgebaut sein wird, sei die Kooperation mit anderen Fakultäten, wie etwa mit der Informationstechnik, leichter. Bahnbrechende medizinische und medizin-technische Produkte könnten so durch eine enge Kooperation mit spezialisierten Unternehmen entstehen, hofft Hagelauer auch auf die Schaffung neuer Arbeitsplätze.