profil-Morgenpost: Tag des Wackelwichtels
Der gemeine Pinguin hat in der Regel ein gewaltiges Imageproblem. Das fängt bei seinem Watschelgang an und hört bei seinem Gefieder auf, das unweigerlich an die Figur eines unterwürfigen Dieners denken lässt. Die Zuschreibung als aufgescheuchter, schlaumeiernder Plapperheini hat ebenfalls Konjunktur. Man begebe sich nur in den Schönbrunner Zoo, lasse die gemächlich an Bambusstängeln nagenden Pandas links und die bedächtig furzenden Zebras rechts liegen, und sei sofort gefangen von der Arroganz des zwischen Eis- und Steinbrocken residierenden Königspinguins, in dessen Gehege der ständige Wechsel von Dramen- und Komödienstadl im Gange ist, in dem Herr Pinguin auf irrlichternder Suche Frau Pinguin wie angestochen hinterherrennt.
Zeit also für die Ehrenrettung, die in der Person des Pinguinforschers Klemens Pütz auf den Plan tritt. Im Interview mit profil-Mitarbeiter Till Hein hält Pütz ein längst überfälliges Plädoyer für den tierischen Wackelwichtel: ein Wesen verwegenster Begabungen. Pinguine frieren nicht am Eis fest, frösteln im Unterschied zum Menschen, der derzeit vor lauter Dezemberfrost am liebsten die Extremitäten einstülpen würde, auch bei klirrender Kälte nie – und bezirzen sich gegenseitig mit „Dödö dödö! Dödö dödö!“ (Weibchen) und „Dödö dödö dö! Dödö dödö dö!“ (Männchen). Manchmal macht eine Silbe den ganzen Unterschied. „Sie sind süß, unterhaltsam und riechen streng“, resümiert Pütz und schlägt damit erneut den Bogen ins Allzumenschliche. Es stinkt bei Pinguin und Mensch nur allzu oft zum Himmel, und keiner will’s gewesen sein.
In diesem Sinne: Dödö dödö!
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