Neue Nebenwirkungen von Abnehm-Spritze Ozempic aufgetaucht

Eine groß angelegte Studie vergleicht Diabetes-Patienten, die herkömmliche Medikamente verwenden, mit Diabetikern, die sogennante GLP-1-RA-Inkretinhormone (wie zum Beispiel Ozempic oder Wegovy) verwenden. Dabei sind neue Nebenwirkungen aufgetaucht. Welche zum Beispiel?

Bianca-Karla Itariu

Neu ist etwa ein sehr leicht erhöhtes Risiko für Nierensteine und Nierenentzündungen. Darauf werden wir künftig genau schauen müssen.

Ebenfalls neu ist das um elf Prozent erhöhte Arthritis-Risiko. Was ist davon zu halten?

Itariu

In der Praxis erlebe ich das Gegenteil: Gelenkbeschwerden werden durch die Gewichtsabnahme besser, auch Rheuma-Patientinnen profitieren oft von der Abnehmspritze. Die Studie ist sehr wertvoll, bezieht sich aber zu einem überwiegenden Teil auf ältere Männer. Der Großteil der Menschen, die Abnehm-Spritzen wie Ozempic und Wegovy verwenden, sind Frauen. Grundsätzlich muss man aber künftig auch die Gelenke verstärkt im Auge behalten.

Das Risiko, akut eine Bauchspeicheldrüsenentzündung zu erleiden, ist der Studie zufolge sehr hoch. Ist das eine neue Nebenwirkung?

Itariu

Nein, dieses Risiko kennen wir bereits. Bei starken Bauchschmerzen muss man sofort reagieren. Doch auch diese Nebenwirkung kommt in der Praxis selten vor. Hier gilt ebenfalls: In der Studie wurden hauptsächlich US-Veteranen (Frauenanteil nur fünf Prozent) beobachtet. Pankreatitis und Gallensteine sind häufig die Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum. Dieser Zusammenhang wurde leider nicht herausgerechnet.

Wie sicher sind die Abnehm-Spritzen?

Itariu

Es sind keine Bachblüten, also ist immer mit Nebenwirkungen zu rechnen. Am häufigsten sind Beschwerden des Magen-Darm-Trakts, also Übelkeit, Erbrechen, Reflux, Durchfall, Verstopfung. In der Regel verschwinden diese nach mehreren Wochen. Grundsätzlich muss man als Ärztin immer Nutzen und Risiko abwägen, weshalb es enorm wichtig ist, die Abnehm-Spritzen nur mit medizinischer Begleitung zu nehmen.

Die Abnehm-Spritzen müssen dauerhaft genommen werden, weil es sonst zum Jo-Jo-Effekt kommen kann. Kann es sein, dass noch gravierende Nebenwirkungen auftauchen? Ist also mit Langzeitfolgen zu rechnen?

Itariu

Studien wie jene, über die wir sprechen, zeigen, dass Forschung und Medizin wachsam bleiben. Die Wahrscheinlichkeit für Langzeitfolgen ist aber sehr gering, weil Sättigungshormone in der Diabetestherapie bereits seit Ende der 2000er-Jahre im Einsatz sind - wenn auch in geringerer Dosierung.

Außerdem hat die Studie viele positive Nebenwirkungen bestätigt. Welche zum Beispiel?

Itariu

Die positiven Nebenwirkungen sind enorm. Bluthochdruck, Diabetes, Fettleber, Herz-Kreislauf-Probleme, Gelenkschmerzen, Krebs, sogar Sucht nach Alkohol und anderen Drogen – das Risiko für all diese Erkrankungen geht durch die Spritze und den Gewichtsverlust deutlich zurück. Grundsätzlich gilt: Adipositas und Diabetes unbehandelt zu lassen, ist viel gefährlicher als die Nebenwirkungen.