Über die Anwaltskanzlei Mossack Fonseca in Panama Stadt liefen die Steuergeschäfte

Panama Papers: Leakt uns doch!

Panama Papers: Leakt uns doch!

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Nichts bleibt mehr geheim, das wissen wir nicht erst seit den „Panama Papers“. Wo auch immer Informationen auf Computern lagern, können sie „geleakt“, also inoffiziell veröffentlicht werden. Beim Panama-­Leak hat es wohl (auch) die Richtigen getroffen. Doch das ist keineswegs immer der Fall. Eben erst haben Hacker persönliche Informationen von 49 Millionen türkischen Staatsbürgern ins Netz gestellt, im Klartext und in einem durchsuchbaren Format.

Das Problem mit „Leaks“ ist erstens, dass die Veröffentlichung nicht autorisiert ist. In der Regel kennt man die Quelle nicht, niemand muss die Verantwortung übernehmen, die Daten sind plötzlich einfach „da“. Das zweite Problem ist die schiere Datenmenge. Bei Datensätzen im Giga- oder Terabyte-Bereich kann niemand mehr den Überblick behalten. Solche Leaks wirken wie Daten-Bomben, fast zwangsläufig treffen sie auch Unbeteiligte. Drittens schließlich können Leaks ganz unterschiedlichen Interessen dienen. Dahinter können wohlmeinende Whistle­blower stehen, die einen Skandal aufdecken wollen, aber auch Hacker, Betrüger oder Geheimdienste. Theoretisch könnten Leaks jeden von uns treffen, ja ganze Staaten destabilisieren. Das wirft eine Reihe von rechtlichen und moralischen Fragen auf. Heiligt der Zweck immer die Mittel? Was tun mit geleakten Daten? Und wie lassen sich die Rechte von Betroffenen schützen?

Im Hintergrund steht die schwelende Krypto-Debatte. Nur Verschlüsselung bietet wirklich wirksamen Datenschutz. Aber wenn wir starke Verschlüsselung für alle wollen, dann müssen wir hinnehmen, dass auch die Geheimnisse von Verbrechern geschützt sind. Wenn wir das nicht wollen, müssen wir damit leben, dass solche Leaks immer auch die Falschen treffen – und eines Tages womöglich uns selbst.

Wie denken Sie darüber? Bitte schreiben Sie mir unter [email protected]