Schritt für Schritt: Long Covid zuhause therapieren
„Kleine Häppchen“ seien das Um und Auf, sagt Therapieleiter Andreas Mühlbacher vom Reha-Zentrum Münster. Bei manchen wird das heißen, selbstständig zu duschen und sich dann wieder ins Bett zu legen. Andere schaffen womöglich die Treppe in den ersten Stock oder eine Runde ums Haus. Wenn man es nur unter großer Anstrengung zurück zur Haustür schafft, war die Belastung bereits zu hoch. Wichtig ist, nicht ins Schwitzen oder außer Atem zu kommen. „Die Kurve der Leistungssteigerung sollte möglichst flach verlaufen“, sagt Lungenfacharzt Bernhard Puchner. Besonders sportliche oder junge Patienten würden sich oft überfordern, um anschließend in ein Leistungsloch zu fallen.
Muss man in so einem Fall bleibende Schäden fürchten? „Nein. Wichtig ist, einige Tage die Ruhe zu suchen und dann langsam wieder mit dem Training zu beginnen“, sagt Physiotherapeutin Barbara Linerth. Sich nur zu schonen, sei kontraproduktiv. Die Erfahrung der Experten in Münster zeigt: Wer vorher gesund war, keinen schweren Verlauf hatte und in kleinen Portionen, aber kontinuierlich trainiert, der hat gute Chancen, nach einigen Wochen wieder fit zu sein. Bei schweren Fällen dauert der Weg zurück entsprechend länger.
Was tun gegen die Atemnot? Möglichst bewusst und tief in den Bauch atmen, empfehlen die Experten, auch während der Anstrengung. Bewegung ist auch für die Lunge wichtig: Regelmäßig den Oberkörper und den Brustraum dehnen, die Wirbelsäule beugen und strecken.
Viele Long-Covid-Patienten klagen über Herzrasen. Das Virus kann das Herz befallen und Entzündungen auslösen, tut dies aber glücklicherweise selten. „Man sollte eine körperliche Ursache beim Arzt abklären“, sagt der Kardiologe Rudolf Kirchmair. Ist das Herz gesund, gilt es, Ruhe zu bewahren. Der Puls kann durch den Trainingsmangel ansteigen und sich im Lauf des Trainings normalisieren. Hängt das Herzrasen mit Ängsten zusammen, empfehlen sich Entspannungsübungen beziehungsweise der Weg zum Psychologen. Die Handy-Apps Lumosity und NeuroNation basieren auf neuesten neurowissenschaftlichen Erkenntnissen und sind ideal, um das Gehirn von Long-Covid-Patienten zu trainieren.
Wer seinen Geruchssinn gänzlich oder teilweise verloren hat, dem empfiehlt Christian A. Müller, Leiter der Ambulanz für Riech- und Schmeckstörungen an der MedUni Wien, ein tägliches Riechtraining. Dafür benötigt man vier Duftöle möglichst unterschiedlicher Richtungen (zum Beispiel holzig, blumig, fruchtig, würzig), an denen man morgens und abends je 30 Sekunden lang schnuppert. „Ziehen Sie es möglichst lange durch, mindestens sechs Monate“, rät Müller.